28/12/23 – Tag 71 und 72 – Vom Ende, dem Anfang und der Zeit dazwischen

Ich

Die Tage „zwischen den Jahren“ sind gefühlt immer Aufräumtage. Man erledigt Dinge, deren Erledigung „noch im alten Jahr“ dringlich erscheint, will irgendwie mit einer guten Basis ins neue Jahr starten. Und doch: Irgendwie sind es auch seltsame Dümpeltage, weihnachtlich gesättigt und noch nicht in Jahresendfeierlaune. Zumal sich die Feiern hier schon vor dem Heiligabend gehäuft hatten: Erst hatte ich nette Menschen zum Racletteabend da, dann feierte mein Papa seinen Geburtstag. Am Tag vor Heiligabend hatten wir knapp 20 Theatergäste , weil die Kinder ein eigenes Stück geschrieben hatten und aufführen wollten. Ganz vielleicht ist das ganze Vorhaben ein bisschen eskaliert. Denn ursprünglich wollten die Kinder es sich nur gegenseitig vorführen. Dann entstand die Idee mit dem Publikum, eine Bühne wurde gebaut, ein Weihnachtsbaum dafür geschlagen und geschmückt, Kostüme und Requisiten organisiert, Bestuhlung aufgebaut und am Ende hatten wir eine veritable Weihnachtsfeier mit Punsch und Glühwein, Abrisskarten und Werbepausen und einer gar nicht mal so kleinen Speisekarte. Schön war’s!

Am Heiligabend selbst ging’s dann wieder ruhig und geordnet zu: Maultaschen in unterschiedlicher Ausprägung mit Kartoffelsalat, Weihnachtsliedern am Klavier (seit das Tochterkind spielt, geht dieser Kelch an mir vorbei) und Geschenkpapiergeraschel. (Ich bekam spontan und überraschend Karten fürs Tina-Musical am zweiten Weihnachtsfeiertag geschenkt und freute mich riesig.)

Und sonst so? Ich bin laufen gewesen im Freien statt auf dem Band, war ziemlich großartig. Meine Auszeit vom Job neigt sich dem Ende zu und ich gestehe: Das Arbeiten fehlt mir. Ich liebe meinen Beruf und ich vermisse meine Kollegen. Aber fragt mich in zwei Wochen nochmal. 🙂

Die Kurznachrichten des Tages:

Gegessen: Frühstück fiel aus, es gab Spaghetti mit Resten aus dem Gemüsefach und Garnelen, heute Abend – mal sehen.

Gelesen: „Der Weg des SEAL“ – spannend. Mal sehen, was ich davon für mich mitnehmen kann.

Gesportelt: Vorgestern fünf Kilometer gelaufen, ich kann’s noch. Und gestern nach dem Hausputz noch eine Runde um den Block gewalkt. Ich will die 700 Geh-Kilometer noch knacken dieses Jahr.

Gefreut über: Die Harmonie und die Ruhe. Und das Dümpelndürfen.

20/12/23 – Tag 64 -Vom reinen Intervall, dem reinen Frust und dem im-Reinen-sein

Ich

Wie vor zwei Tagen bereits erwähnt: Es ist gut jetzt. Das Kind sagte dieser Tage in einem Anflug völliger Verzweiflung: „Immer MUSS ich alles, ich habe gar keine Zeit mehr für irgendwas Schönes, weil ich so viel Scheiß MUSS, MUSS, MUSS…“ Was soll ich sagen. Mit der Wahl der Schule haben wir Eltern die Situation irgendwie mitverbockt, dennoch: Die Lehrer der Grundschule waren sich einig, dass das Kind aufs Gymnasium gehört. So ganz grundsätzlich glaube ich das immer noch. Allerdings weiß ich nicht, ob ich mir unter Gymnasium das vorgestellt hatte, was es letztlich ist: Eine Bulimie-Lernanstalt. Ohne dabei Lehrern oder Schulleitern einen Vorwurf zu machen, die ja auch nur einen Lehrplan umsetzen. Einen, der unglaublich viel trockene und der kindlichen Lebenswelt ferne Theorie beinhaltet, die in großem Umfang und in knapper Zeit in die Köpfe gehämmert wird. Wir haben heute Intervalle auf der Klaviatur bestimmt und dann festgelegt, ob es sich um eine kleine oder große Terz oder gar um eine reine Quinte handelt. Dinge, die nice-to-have sind, finde ich. Aber ich habe drei Instrumente gelernt, gänzlich ohne um die Reinheit von Intervallen zu wissen. Irgendwie ging’s auch so.

Bevor jemand was sagt: Ja, ich verstehe, dass das Gymnasium die höchste Schulart ist und sich deren Schüler durchaus komplexen Sachverhalten und theroetischen Dingen widmen müssen. Aber besteht der Wert höherer Bildung darin, abstrakte und praxisferne Dinge zu wissen nur um ihretwillen? Weil man sich dann eloquent unterhalten kann mit anderen, die diesen Weg ebenso durchlaufen haben? Ist höhere Bildung allein dazu da, sich nach unten abzugrenzen? Das Kind war heute den Tränen nahe, klatschte den Ordner auf den Küchentisch und sagte „Wir lernen NUR Scheiß, den keiner braucht.“ So richtig gute Gegenargumente wollten mir nicht einfallen. Was also tun wir? Wir lernen den „Scheiß“ gemeinsam auswendig, damit er bei der nächsten Arbeit aufgeschrieben werden kann. Und dann vergessen wir ihn beide wieder. Wie bei einer Fress-Kotz-Attacke, nur eben mit kleinen, reinen Intervallen.

Sonst so? Das erste Weihnachtspaket ist verpackt, die erste von zwei privaten Weihnachtsfeiern vorbereitet. Wie gesagt, ich bin heilfroh, wenn die Woche rum ist und es endlich entspannter wird hier. Und wenn das MÜSSEN mal Pause hat.

Die Kurznachrichten des Tages:

Gegessen: Frühstück ist ausgefallen, war nochmal beim Doc, weil der Bauch immer noch zwackt. Neuer Verdacht: Es könnte der Zwölffingerdarm sein. Therapieversuch mit Pantoprazol, man wird sehen.

Gelesen: Intervalle.

Gesportelt: Nein, leider nicht

Gefreut über: Die Aussicht auf Weihnachten, dass sich langsam alles fügt… und die Freude auf liebe Menschen.

19/12/23 – Tag 63 – Vom Laxfilé und dem verpassten Oktopus

Ich

Wie lange war ich nicht im blau-gelben Möbelhaus? Ich weiß es nicht, aber ewig nicht mehr. Aber sein Prinzip funktioniert intuitiv sofort wieder: Die Aufzugtür öffnet sich, man steigt die Treppen in die Ausstellung empor und SOFORT findet man einen Aufsteller mit Dingen, die man braucht. Von denen man vorher zwar nicht wusste, dass man sie braucht, aber jetzt, wo sie vor einem liegen, kein Zweifel mehr besteht. In meinem Fall: Weiße Aufbewahrungsschälchen für 1,90 Euro das Stück. Ich meine, weiß geht ja immer und aufzubewahren hat man auch immer allerhand. Und 1,90! Wir beschlossen heute allerdings, die brandheiße Ware erstmal zugunsten eines schwedischen Mittagessens auf später zu verschieben. Und so gab es, was es immer gab: Leicht verbrutzteltes Lachssteak mit einer ominösen, weichgekochten Getreide-Gemüsemischung und Dill-Soße. Früher war irgendwie mehr Lametta. Da gab’s noch Kartoffeln.

Und dann endlich der Rundgang: Wir nahmen diverse Regale in Augenschein, guckten in Schubladen, rüttelten an Türchen und maßen und diskutierten. Am Ende der Ausstellung angekommen, waren wir uns sicher, dass außer den beiden Regalen Mops und Drops nix für uns in Frage kommt. Weil aber niemand daran gedacht hatte, die Typenschildchen von Mops und Drops zu fotografieren, durchliefen wir die Ausstellung rückwärts. Mops fanden wir wieder, Drops nicht. Erst beim dritten Rundgang durch Schlafzimmer, Küchen und Kinderzimmer fanden wir das gesuchte Schränkchen wieder. Um in der Lagerhalle letztlich vor einem leeren Regalfach zu stehen. „Ausverkauft“, zuckte die nette Dame am Infoschalter die Schultern. Wir könnten aber „kurz mal“ nach Ludwigsburg fliegen, dort gäbe es noch neun Dropse in weiß. (Der Dialog ging ja eigentlich so: „Wissen Sie, wir sind ein kleines Haus. Wir werden oft nicht so gut beliefert, wie die anderen. Ich hätte Drops zwar nicht in weiß, dafür noch in einer anderen Farbe da.“ Geheimnisvolles Schweigen. Ich so: „Ok, welche Farbe wäre das?“ Sie: „Ludwigsburg.“ Ich: „??? Aha. Und was für ne Farbe ist das dann?“ Sie: „Also … Ludwigsburg.“ Stille. „In Ludwigsburg gibt’s die Kommode noch in weiß. Ich hab sie nur in Eiche lasiert.“ Wie ich kurz glaubte, IKEA benennt seine Möbelfarben nach schwäbischen Metropolen. Billy gibt’s in den Farben Ludwigsburg, Konstanz oder Singen, Hörschwag ist aus.)

Wir diskutierten also ein wenig über die Alternativen. Mops sei in weiß vorhanden und überhaupt – Drops verfüge über einen Klappspiegel, für wen denn die Kommode sei, ach für die elfjährige Tochter und deren Schulsachen, ja ne, da brauche sie ja eh keinen Klappspiegel. Der Drops war schneller gelutscht, als Mama „Schminktisch“ sagen konnte. Jetzt bekommt das Kind die alternative Schulzeugaufbewahrungskommode ohne Spiegel, was sie bittedanke nie erfahren wird (weil so ein Klappspiegel ja schon irgendwie fancy gewesen wäre). Aber immerhin in weiß und nicht in Ludwigsburg-lasiert.

Weil das Tochterkind grade auf dem „ich möchte alles schick und clean haben“-Trip ist, verkniff ich es mir, den großen, gelben Plüschoktopus zu kaufen und ein bisschen wurmt mich das jetzt. Nicht, weil ein gelber Oktopus so gut auf dem neuen rosa Sitzsack ausgesehen hätte, sondern weil er sich irgendwie gut vor meiner gelben Esszimmerwand zwischen den Sofakissen gemacht hätte. Kein Achtärmler für niemanden. Ich erstand noch eine kleine weiße Gießkanne für die neuen Pflanzen im Kinderzimmer und eine rosa Kuscheldecke. Außerdem Geschenkpapier und dies und das, unter anderem weiße Aufbewahrungsschälchen für 1,90 Euro das Stück!

Sonst so? Ich kann nicht so richtig glauben, dass in fünf Tagen Heiligabend ist. Die Zeit ist viel zu flott vergangen und die Tage vor Weihnachten schmelzen wie Butter unterm Laxfilé. Ich habe dieses Jahr immerhin rechtzeitig Weihnachtskarten gekauft und womöglich schaffe ich es nächstes Jahr sogar, sie zu schreiben und rechtzeitig wegzuschicken. Aber morgen wäre ja auch noch ein Tag.

Die Kurznachrichten des Tages:

Gegessen: Hüttenkäse mit einer Kaki, Laxfilé mit Beilagen, ein Veggie-Hotdog (Hotdogs bei Ikea – it’s a thing, die machen mit den Miniwürstchen im Schlafrock vermutlich einen nicht unerheblichen Teil des Gesamtumsatzes, weil jeder, JEDER aus unserer Kassenschlange wie ein Lemming mit dem druckwarmen Kassenbon noch in der Hand gleich zum Hotdogstand gepilgert ist. Manche schienen nur wegen der Würstchen gekommen zu sein, die haben sogar die Aufbewahrungsschälchen für 1,90 Euro das Stück links liegen gelassen.) Vorhin noch eine Butterbrezel. Und gleich noch ein paar Haferkekse mit Schokolade aus der Kartonbox, if you know, you know.

Gelesen: Nix außer IKEA-Typenschildern. Und italienische Texte im Kurs heute Abend.

Gesportelt: Nö. Ich habe tierischen Muskelkater in den Schultern von gestern morgen.

Gefreut über: Dass das Kinderzimmer sich so gut fügt, dass man endlich dekorieren kann und nicht nur Saustall verwaltet. Dass die Woch bald geschafft ist und dann endlich Ferien sind. Verdient. Alle.

18/12/23 – Tag 61 und 62 – Von der Feierei und der Sehnsucht nach Pause

Ich

Ich darf mich eigentlich gerade nicht nach einer Pause sehnen, denn ich bade quasi meine Hände darin (frei nach der Palmolivwerbung). Aber trotzdem ist das alte Jahr langsam faltig, runzlig und zu vollgepackt. Wegen mir kann’s jetzt weg. Das Kind durchläuft einen Klassenarbeitsmarathon, weil offenbar allen aufgefallen ist, dass das Halbjahr in acht Wochen oder so zu Ende ist. Wir lernen die Zonen der Kerzenflamme, verbalisieren Terme (Summand, Subtrahend, Minuend, weiß man doch, sowas), schreiben Zahlen in Zweiersystem (1000101) und ab heute bestimmen wir Einzelrohrblattinstrumente, Doppelrohrblattinstrumente, große, kleine und reine Intervalle. Junge, Junge. Mit sehr wenigen Lerninhalten wird das Kind später sein Leben bestreiten können. Ich hoffe, das Sinnvolle kommt noch. Ansonsten verstehe ich das Ergebnis der Pisastudie, ohne mich näher mit ihr befasst zu haben. Wir stopfen unsere Kinder mit Dingen voll, die sie allenfalls einmal bei Wer-wird-Millionär oder Gefragt-Gejagt brauchen könnten. Aber halt auch nur dort. Der Großteil fällt für mich momentan in die Kategorie unnützes Wissen. Aber womöglich will man sich als Gymnasium auch einfach von einem Teil der Gesellschaft deutlich abgrenzen und gibt den Kindern schon früh zu verstehen, dass auch gar nicht jeder hier hin gehört. Fühlt sich nicht nur für Eltern frustrierend an.

Sonst so? Wir hatten gestern eine Familienfeier, bei der es zuviel zu Essen gab und war heute auf einem Geburtstag mit Torte und Weihnachtsbreeedle inklusive. Völlerei ist eine Todsünde, ich bekenne mich schuldig. Nachdem ich dann heute Nacht nicht so gut geschlafen hatte, hoffe ich auf eine bessere Nacht. Immerhin war ich mich heute morgen beim Boxen auspowern. In diesem Sinne: Buonanotte.

Die Kurznachrichten des Tages:

Gegessen: Frühstück ist aus Zeitgründen ausgefallen, danach gab es Gnochetti mit Pilzrahm und Erbsen, danach ein Stück Himbersahnetorte, vorhin Reste vom Mittag.

Gelesen: Wie man Intervalle bestimmt, wer zur Familie der Holz-, Blechblas- oder Streichinstrumente gehört und… fragt nicht.

Gesportelt: Eine Stunde auf der Boxmatte durchgepowert. Es macht immer noch unfassbar viel Spaß, aber weniger anstrengend wird’s nicht gerade …

Gefreut über: Die nette Plauderrunde bei Torte und Kaffee war mein Highlight heute. Und die frohe Kunde, dass die Mathearbeit „ganz gut“ gelaufen sein könnte. Pray for Summand and Minuend…

16/12/23 – Tag 60 – Von der verlorenen Stunde und dem dicken, Weihnachtswichtel

Ich

Samstagmorgen, ich öffne die Augen. Es ist hell, das Bett ist leer. Irritiert taste ich nach dem Handy. Der Wecker war auf acht gestellt. Es ist viertel nach neun. Ich hatte tatsächlich zehn Stunden komatös gepennt und das Klingeln sogar überhört.

Der Rest der Familie tat längst das, was er samstags so tut, mich haben sie einfach liegenlassen. Ich machte also erstmal Kaffee und begab mich dann an meine Wirkungsstätte dieser Tage: das Kinderzimmer. Ich räumte Spielzeugkommode und Schreibtisch auf, saugte Staub und ordnete Plüschgetier.

Nebenbei verdonnerte ich das Kind zum Matheüben, besorgte Zutaten für Bolognese („Mama, du lässt mich nie kochen!“) und assistierte als Beikoch dem Tochterkind („Zwiebelschneiden mag ich nicht, kannst du weiterrühren, das dauert mir zu lang, wieso abspülen, ich muss Mathe lernen…“)

Irgendwann hatte ich genug von allem und fuhr in hiesige Möbelhäuser und Gartencenter. Im Kinderzimmer sind neben einer Grundordnung auch die gewünschte Grünpflanze und ein rosa Weihnachtswichtel eingezogen.

Wir hängten alte Bilder ab und neue auf und bestellten unter anderem noch einen neuen Sitzsasck für die Leseecke. Und wehe, es sieht nochmal so chaotisch aus wie vorher. Dann bestell ich ne Schaufel und nen Container.

Sonst so? Abends waren wir noch auf einem kleinen Weihnachtsmarkt, irgendwie ist das mit dem dritten Adventswochenende noch so unwirklich… ja ist denn schon…?

Die Kurznachrichten des Tages:

Gegessen: Frühstück ist ausgefallen, Mittags gabs Spaghetti al ragù, für mich mit angebrannter Veggiebolo, die Küche ist zu klein für zwei… abends Pommes. Und Zimtsterne. Vitamine sind ein andermal wieder dran.

Gelesen: keine Zeit für Müßiggang

Gesportelt: nope

Gefreut über: den Anblick des aufgeräumten Zimmers.

15/12/23 – Tag 59 – Von Tagen im Kinderzimmer und den geflügelten Schuhen

Ich

Ich weiß nicht, wann das passiert ist, aber vor einiger Zeit muss eine Legoshopfiliale an unserer Anschrift eröffnet haben. Anders ist der Inhalt des Kinderzimmers schwer zu erklären: von Lego Friends bis Lego Minecraft findet sich ungefähr das gesamte Sortiment in vier Regalen und etlichen Kisten. Weil das Kinderzimmer dringend auf links gedreht werden muss, sortierte ich heute morgen gut eine Stunde lang bunte Steinchen nach Farben sortiert in Boxen. Ich arbeitete mich durch Schubladen, Kisten und Zeitschriftenstapel, mottete Bücher ein und sortierte Krempel aus. Man könnte meinen, die Tochter sammelt Dinge seit dem Tag ihrer Geburt. Und nicht nur Lego. Mein Highlight waren zwei Zip-Beutel: im einen vertrocknetes Moos plus sämtlichem (toten) Ungeziefer des Waldes. Im anderen Muscheln und etliche, mumifizierte Mücken (???). Ich habe sicherheitshalber das Buch „Basteln mit Naturmaterialien“ gleich mitentsorgt.

Nebenbei warf ich hin und wieder einen Blick auf den Zustellstatus des Schuhpäckchens. Und plötzlich war es da!

Die sind völlig dezent. Nicht. Und wunderschön!

Sonst so? Ich habe einen Gutschein bei dem Sportstudio gewonnen, bei dem ich seit kurzem trainiere. So viel Glück macht dann das Steinchensortieren wiederum erträglich.

Die Kurznachrichten des Tages:

Gegessen: Hüttenkäse, Cornflakes, Müsli, Lachsfilet mit Erbsengemüse und Kartoffelpüree, überbackene Winzerbrötchen

Gelesen: Nichts, nur Lego sortiert.

Gesportelt: nein, nur Lego sortiert

Gefreut über: Fortschritte im Kinderzimmer, die Schmetterlingsschuhe und den Gewinn.

14/12/23 – Tag 58 – Von der Rückreise des Reisepasses, dem Kinderzimmerchaos und dem Kind, das sich ärgert

Ich

Ich weiß nicht mal, ob ich’s mal erzählt hatte: Vor Wochen fischte ich den töchterlichen Impfpass aus meiner kleinen Ablagbox in der Küche. Dabei fiel mir auf, dass ihr Reisepass, der dort sein sollte, eben nicht dort ist. Erst stöberte ich mich durch die Box. Dann gründlicher ein zweites Mal. Dann durch den Rest der Ablage. Der Reisepass war nicht auffindbar. In Gedanken gingen wir alle Gelegenheiten durch, bei denen wir den Pass wohl dabei gehabt hatten. Aber außer unserem Italienurlaub im Sommer letztes Jahr wollte uns nichts einfallen. Sicherheitshalber guckten wir in allen Taschen und Koffern nach. Letztlich auch in Jackentaschen und Handtaschen, in Turnbeuteln, Schubladen und Schränken. Aber der Pass war verschwunden. Irgendwann gab ich die Suche auf. Würden wir wieder mal ins Ausland fahren, müssten wir notgedrungen einen neuen Pass beantragen. Bis dahin gab ich die Hoffnung auf ein Wunder nicht auf.

Fast forward: Das Tochterkind wurde beim Adventskalendern in der Schule mit einem Karabinerhaken bedacht. Weil einer natürlich nicht reicht, fragte sie mich, ob wir ein paar weitere Haken kaufen könnten. Ich sagte „schau mal in meinem Wanderrucksack, da sind welche drin“. Ich hörte es in der Küche rascheln. „Da ist ein Regencape drin. Und Pflaster. Und ein Müsliriegel. Nein, zwei Müsliriegel. Und Blasenpflaster. Und Schuhbendel, wozu braucht man unterwegs Schuhbendel (äh, wenn der grade getragene reißt?). Oh, und noch mehr Müsliriegel. Und ein Sitzkissen….“ Ich sah den Berg an Dingen vor meinem inneren Auge wachsen. „Da müssen auch irgendwo Karabiner sein“, rief ich in Richtung Küche. „Du hast Gabel, Löffel und Messer und ein Taschenmesser im Rucksack… und eine Powerbank… und drei Kulis… und noch eine Powerbank mit Ladekabel… und noch ein Müsliriegel…“… „du räumst das aber schon wieder auf?“, wollte ich grade fragen, als das Kind rief: „Wozu bitte schleppst du meinen Kinderreisepass mit dir rum?“

Ich wäre um ein Haar von der Couch gekullert. Diesen Rucksack habe ich ungefähr dreimal durchsucht, aber ich hatte den Pass übersehen. Dabei bin ich zwischenzeitlich etliche Male mit ihm umhergewandert, unwissend. (Daher der Name REISEpass…) Nun, er ist wieder da. Wunder gibt’s eben wirklich immer wieder. (Erzähler: „Die Welt geht unter, aber wir haben Pflaster und Müsliriegel“.)

Sonst so? Weil die Lauferei gestern so Spaß gemacht hat, habe ich heute die fast identische Runde wiederholt. Ich habe ganz vergessen, wie gut mir das tut. Allerdings zwickt seit dem Lauf mein Bauch wieder ein bisschen. Ob ich den beim nächsten Mal einfach daheim lasse, die Diva?

Stichwort Diva: Heute Nachmittag habe ich angefangen, das Kinderzimmer aufzuräumen – in Abwesenheit des Kindes, aus Gründen. Nach der dritten Schachtel voller Gedöns war ich mir sicher, demnächst Teile des Bernsteinzimmers in Händen zu halten. Wie kann ein kleiner Mensch so viel Dinge anhäufen?

Jener kleine Mensch übrigens ärgert sich derweil grün und blau über die Deutscharbeit, weil er Punkte verschenkt hat. (Wer Aufgaben aufmerksam liest und konzentriert ist, ist einfach im Vorteil. Trotzdem kann ich den Frust so gut mitfühlen, weil ich ja weiß, dass sie gelernt hatte. Die andere Arbeit, die heute zurückkam, war wesentlich besser, das war ein Trost.) Das Gute daran: Sie sitzt jetzt freiwillig an Mathearbeitsblättern, um die Schmach wieder gutzumachen. „Ich weiß, dass ich das kann“, sagt sie. Mein kleines Löwenherz.

Die Kurznachrichten des Tages:

Gegessen: Joghurt, Cornflakes, Banane, heute mittag überbackene Pasta mit Gemüse, heute Abend Thunfischsalat (Thunfisch in Olivenöl, Essiggürkchen, Salatgurke, Sauerrahm, Essig, Salz und Pfeffer).

Gelesen: Matheaufgaben und Deutschaufgaben und … ach.

Gesportelt: 4 km gejoggt.

Gefreut über: Den Ehrgeiz des Kindes, die Fähigkeit, nach Frust auch wieder anzupacken. Das sind Eigenschaften, die ihr im Leben weiterhelfen.

13/12/23 – Tag 57 – Von der Motivation, dem Muskelkater und dem Photovoltaikterror

Ich

Ich hab’s gefühlt. Ich hab’s endlich wieder gefühlt. Als ich morgens die Augen aufmachte, wusste ich, heute ist ein Lauftag. (Laufen im Sinne von joggen, nicht im schwäbischen Sinne von ein-Bein-vors-andere). Ich setzte die Kurze an der Schule ab und parkte mitten in der Stadt. Denn ich wollte immer schon mal morgens, bevor die Stadt so richtig wach ist, an Schaufenstern vorbei laufen. Fun Fact: Bevor ich mit dem Joggen begonnen habe, hat mich über viele Jahre hinweg ein Traum begleitet, der sich im Abstand von einem halben Jahr etwa wiederholte. Ich sah mich joggend in einer Stadt an einem frühen Morgen, es war noch dunkel. Leichtfüßig umrundete ich Pfützen auf Kopfsteinpflaster, offensichtlich hatte es in der Nacht geregnet. Die Luft war frisch und kühl, ich joggte an einer Bushaltestelle vorbei, an der eine ältere Dame auf der Bank sah und mich anlächelte. Das war’s. Diese Sequenz habe ich etliche Male geträumt, immer genau so. Seit ich tatsächlich angefangen habe zu joggen, ist der Traum nie wieder aufgetaucht. It’s Magic.

Höchste Zeit also, tatsächlich mal durch die Stadt zu laufen, wenngleich ich keine Bushaltestelle mit älterer Dame gefunden hab, aber sei’s drum. Ich lief also los im morgendlichen Dunkel (natürlich mit bunten Farben und Reflektorstreifen versehen, will ja nicht sterben dabei) und war völlig geflasht von der Strecke. Sie ist mir vertraut und doch neu, ein Weg zieht sich seit der Gartenschau wie ein ebenmäßiges Band durch die Stadt. Ich lief nicht schnell, zu groß war mein inneres Aaah und Oooh, denn man erlebt eine Stadt laufend ganz anders als spazierengehend oder bummelnd. Ich grüßte Passanten und Omis mit Hund und freute mich, dass ich laufen kann. Nach vier Kilometern hatte ich das Auto wieder erreicht. Und weil ich Schwimmsachen im Kofferraum hatte und REIN ZUFÄLLIG am Hallenbad stand, nutzte ich die Chance und setzte noch einen Schwimmkilometer drauf. Vielleicht steckte auch ein überambitionierter Masterplan dahinter, wer weiß das schon. Manchmal muss man’s einfach übertreiben. Und immerhin: Geduscht war ich dann auch gleich.

Nach derartigen Höchstleistungen hatte ich daheim angekommen (das Auto war SOFORT innen komplett beschlagen, wer läuft, schwimmt und dann heiß duscht, spart sich die Heizung, Pro-Tipp, bittedanke) erstmal Kohldampf und brutzelte Rühreier. Ich hatte quasi auf alles Appetit, was sich im Kühlschrank befand, aber ich entschied mich letztlich für ein belegtes Brot, die Rühreier, eine Paprika und einen Apfel. Und dann entschied ich mich für Couch und ich bin ehrlich – sie hielt mich fast den Rest des Tages fest im Griff. Und jedesmal, wenn ich aufstand, spürte ich meinen Körper. Muskelkater, Alterszipperlein, ich will es nicht genau wissen.

Apropos Griff: Uns hat zur Zeit der Solar-Telefonterror im Griff. Den ganzen Tag rufen Milans, Katharinas und Thorbens an und wollen mir Beratung zum Thema Photovoltaik angedeihen lassen. Nix gegen Solarenergie, aber ich möchte nicht unaufgefordert jeden Tag zehnmal angerufen werden, das ist Kaltaquise, lasst den Scheiß. Da übt man stundenlang linke und rechte Aufwärtshaken und dann belästigt einen die Welt durchs Telefon. (Übrigens: Algorithmen sind ja schon ne lustige Sache. Womöglich habe ich den Begriff „Boxen“ in letzter Zeit ein paar mal in mein Handy getippt. Gestern wurden mir dann Mini-Boxhandschuhe mit weihnachtlichen Motiven als Christbaumschmuck angepriesen. Hau-ly Night.)

Und sonst so? Meine Schmetterlingsschuhe habe UK verlassen und sind jetzt in Nederlands. Seit zwei Tagen. Liebe Holländer, rückt sie raus. Wenn Holland demnächst im Meer untergeht, braucht dort keiner offene Sandaletten. (Ok, das war böse.) Ich bin einfach so gespannt…

Die Kurznachrichten des Tages:

Gegessen: Wie erwähnt ein üppiges Frühstück, danach Gnocchi mit Zucchini-Tomatensoße, abends den Rest. Und einen halben Lebkuchen und den Inhalt des süßen Adventskalenders.

Gelesen: Nichts Relevantes

Gesportelt: 4km gelaufen, 1km geschwommen.

Gefreut über: Die schöne Laufstrecke entdeckt zu haben, dass der Schwimmkilometer danach noch so locker ging, das heiße Wasser im Außenbecken, zwei Körbe erledigte Wäsche, nichts Großes, aber es sind ja eh die Kleinigkeiten …

12/12/23 – Tag 56 – Von der Erfindung der Langsamkeit

Ich

„Spending my time watching the day go by“ … Roxette haben mich nicht persönlich gekannt, aber sie haben meinen Start in den Tag heut sehr treffend besungen. Der Dienstag ist zur Zeit, ganz im Gegensatz zum Montag, ein leerer Tag, an dem ich von halb acht am Morgen bis vier am Nachmittag tun und lassen kann, was ich mag. Und genau das war heut morgen mein Problem. Ich saß beim Frühstück und überlegte, worauf ich Lust habe. Eigentlich wäre ich gerne gewandert, aber es regnete ohne Unterlass. Und so scrollte ich durch soziale Medien, räumte die Spülmaschine aus, zappte durchs Vormittagsprogramm, machte Betten, schaute aus dem Fenster… aber außer der Pflicht wollte mir einfach keine Kür einfallen. Irgendwann war Zeit, zu kochen. Nach dem Essen reichte es mir schließlich und ich tat, was ich in solchen Situationen immer tue: ich zog mich an und lief los, ungeachtet des Wetters. Kurz war es trocken, nach etwa zwanzig Minuten setzte Nieselregen ein, irgendwann kamen dicke Tropfen von schräg vorne. Und trotzdem atmete ich durch und genoss die Bewegung und die frische Luft. Als ich daheim war nach einer guten Stunde, war der Blues wie weggeblasen. Talking to myself, getting washed by the rain. Manchmal hilfts.

Sonst so? Gestern Abend trug es sich zu, dass eine Frau mittleren Alters erneut auf der Couch eingeschlafen war. Kurz, wie sie glaubte. Um heute morgen festzustellen, dass sie nicht nur das Ende von Serienfolge fünf verschlafen hatte, sondern auch die komplette Folge sechs und die halbe Folge sieben. Man entwickelt mit zunehmendem Alter zwar allerhand Zipperlein, aber Schlafprobleme gehören definitiv nicht dazu. In diesem Sinne: Glotze an und gute Nacht.

Die Kurznachrichten des Tages:

Gegessen: Ein Joghurt mit ungesüßten Cornflakes und Blaubeeren, Reste von Couscous und Ofengemüse, ein kleiner Teller Bavette mit Shrimps, zwei Wraps mit Räucherlachs, Käse und Salat.

Gelesen: Internetdinge, Wandervorschläge, Wetterprognosen

Gesportelt: 6km durch Wind und Regen spaziert

Gefreut über: die Kurve gekriegt zu haben heut. Morgen ist ein neuer Tag.