19/12/23 – Tag 63 – Vom Laxfilé und dem verpassten Oktopus

Ich

Wie lange war ich nicht im blau-gelben Möbelhaus? Ich weiß es nicht, aber ewig nicht mehr. Aber sein Prinzip funktioniert intuitiv sofort wieder: Die Aufzugtür öffnet sich, man steigt die Treppen in die Ausstellung empor und SOFORT findet man einen Aufsteller mit Dingen, die man braucht. Von denen man vorher zwar nicht wusste, dass man sie braucht, aber jetzt, wo sie vor einem liegen, kein Zweifel mehr besteht. In meinem Fall: Weiße Aufbewahrungsschälchen für 1,90 Euro das Stück. Ich meine, weiß geht ja immer und aufzubewahren hat man auch immer allerhand. Und 1,90! Wir beschlossen heute allerdings, die brandheiße Ware erstmal zugunsten eines schwedischen Mittagessens auf später zu verschieben. Und so gab es, was es immer gab: Leicht verbrutzteltes Lachssteak mit einer ominösen, weichgekochten Getreide-Gemüsemischung und Dill-Soße. Früher war irgendwie mehr Lametta. Da gab’s noch Kartoffeln.

Und dann endlich der Rundgang: Wir nahmen diverse Regale in Augenschein, guckten in Schubladen, rüttelten an Türchen und maßen und diskutierten. Am Ende der Ausstellung angekommen, waren wir uns sicher, dass außer den beiden Regalen Mops und Drops nix für uns in Frage kommt. Weil aber niemand daran gedacht hatte, die Typenschildchen von Mops und Drops zu fotografieren, durchliefen wir die Ausstellung rückwärts. Mops fanden wir wieder, Drops nicht. Erst beim dritten Rundgang durch Schlafzimmer, Küchen und Kinderzimmer fanden wir das gesuchte Schränkchen wieder. Um in der Lagerhalle letztlich vor einem leeren Regalfach zu stehen. „Ausverkauft“, zuckte die nette Dame am Infoschalter die Schultern. Wir könnten aber „kurz mal“ nach Ludwigsburg fliegen, dort gäbe es noch neun Dropse in weiß. (Der Dialog ging ja eigentlich so: „Wissen Sie, wir sind ein kleines Haus. Wir werden oft nicht so gut beliefert, wie die anderen. Ich hätte Drops zwar nicht in weiß, dafür noch in einer anderen Farbe da.“ Geheimnisvolles Schweigen. Ich so: „Ok, welche Farbe wäre das?“ Sie: „Ludwigsburg.“ Ich: „??? Aha. Und was für ne Farbe ist das dann?“ Sie: „Also … Ludwigsburg.“ Stille. „In Ludwigsburg gibt’s die Kommode noch in weiß. Ich hab sie nur in Eiche lasiert.“ Wie ich kurz glaubte, IKEA benennt seine Möbelfarben nach schwäbischen Metropolen. Billy gibt’s in den Farben Ludwigsburg, Konstanz oder Singen, Hörschwag ist aus.)

Wir diskutierten also ein wenig über die Alternativen. Mops sei in weiß vorhanden und überhaupt – Drops verfüge über einen Klappspiegel, für wen denn die Kommode sei, ach für die elfjährige Tochter und deren Schulsachen, ja ne, da brauche sie ja eh keinen Klappspiegel. Der Drops war schneller gelutscht, als Mama „Schminktisch“ sagen konnte. Jetzt bekommt das Kind die alternative Schulzeugaufbewahrungskommode ohne Spiegel, was sie bittedanke nie erfahren wird (weil so ein Klappspiegel ja schon irgendwie fancy gewesen wäre). Aber immerhin in weiß und nicht in Ludwigsburg-lasiert.

Weil das Tochterkind grade auf dem „ich möchte alles schick und clean haben“-Trip ist, verkniff ich es mir, den großen, gelben Plüschoktopus zu kaufen und ein bisschen wurmt mich das jetzt. Nicht, weil ein gelber Oktopus so gut auf dem neuen rosa Sitzsack ausgesehen hätte, sondern weil er sich irgendwie gut vor meiner gelben Esszimmerwand zwischen den Sofakissen gemacht hätte. Kein Achtärmler für niemanden. Ich erstand noch eine kleine weiße Gießkanne für die neuen Pflanzen im Kinderzimmer und eine rosa Kuscheldecke. Außerdem Geschenkpapier und dies und das, unter anderem weiße Aufbewahrungsschälchen für 1,90 Euro das Stück!

Sonst so? Ich kann nicht so richtig glauben, dass in fünf Tagen Heiligabend ist. Die Zeit ist viel zu flott vergangen und die Tage vor Weihnachten schmelzen wie Butter unterm Laxfilé. Ich habe dieses Jahr immerhin rechtzeitig Weihnachtskarten gekauft und womöglich schaffe ich es nächstes Jahr sogar, sie zu schreiben und rechtzeitig wegzuschicken. Aber morgen wäre ja auch noch ein Tag.

Die Kurznachrichten des Tages:

Gegessen: Hüttenkäse mit einer Kaki, Laxfilé mit Beilagen, ein Veggie-Hotdog (Hotdogs bei Ikea – it’s a thing, die machen mit den Miniwürstchen im Schlafrock vermutlich einen nicht unerheblichen Teil des Gesamtumsatzes, weil jeder, JEDER aus unserer Kassenschlange wie ein Lemming mit dem druckwarmen Kassenbon noch in der Hand gleich zum Hotdogstand gepilgert ist. Manche schienen nur wegen der Würstchen gekommen zu sein, die haben sogar die Aufbewahrungsschälchen für 1,90 Euro das Stück links liegen gelassen.) Vorhin noch eine Butterbrezel. Und gleich noch ein paar Haferkekse mit Schokolade aus der Kartonbox, if you know, you know.

Gelesen: Nix außer IKEA-Typenschildern. Und italienische Texte im Kurs heute Abend.

Gesportelt: Nö. Ich habe tierischen Muskelkater in den Schultern von gestern morgen.

Gefreut über: Dass das Kinderzimmer sich so gut fügt, dass man endlich dekorieren kann und nicht nur Saustall verwaltet. Dass die Woch bald geschafft ist und dann endlich Ferien sind. Verdient. Alle.

LaSignorina