11/12/23 – Tag 55 – Von schlagkräftigen Wochenstarts und dem Glück, sich etwas Gutes zu tun

Ich

Es ist unfassbar anstrengend. Nach einer knappen halben Stunde spüre ich, wie mir der Schweiß den Rücken hinunterrinnt. Wenn der Coach die Bratzen senkt und „durchatmen“ sagt, löst sich die Anspannung. Aber nur kurz, denn wir powern eine Stunde ziemlich durch. Nicht nur gerade Schläge, Haken und Aufwärtshaken, auch Schlagabfolgen muss ich mir merken, die mit eins, zwei oder drei angesagt werden. Aber ich komme nach einer halben Stunde nicht nur ins Schwitzen, sondern auch in einen bis dato ungekannten Flow. Ich vergesse für diese kurze Zeit alles um mich herum, bin völlig fokussiert auf die Ansagen, damit beschäftigt, links und rechts auseinanderzuhalten, zu zielen und zu treffen. Und den Korrekturen zu folgen: „Den Arm gerader, die Schultern tief, die Füße fest auf dem Boden, mehr aus der Hüfte drehen.“

Montagmorgens um acht, wenn die Stadt gerade damit beginnt, geschäftig zu werden, finde ich mich in Socken auf der Boxmatte ein und ich weiß jetzt schon, dass diese Idee die beste war, die ich in meiner Auszeit hatte. Rückblickend auf die vergangenen zwei Monate weiß ich, dass ich die Zeit nicht für bestimmte Großprojekte genutzt habe, sondern zur inneren Einkehr. Ich habe herausgefunden, was mir abseits der Arbeit wichtig ist, was mir Spaß macht, was ich kann. Ich habe so viel gemalt, wie das ganze Jahr davor nicht. Ich war schreiberisch kreativ und das Beste: Ich habe mir ein sportliches Feld erschlossen, an das ich davor nie gedacht hätte. Wer hätte gedacht, dass die zierliche Blondine so viel Spaß in Boxhandschuhen hat. Blonde girl in the ring.

Sonst so? Es war ein typischer Montag. Ich habe eingekauft, gekocht, das Kind betüdelt, zum Klavierunterricht gefahren, danach haben wir fürs Theater weitere Kulissen gemalt. Mein geliebter Italienischkurs war der Abschluss des Terminplans für heute, jetzt geht’s auf die Couch. Genießt Euren Abend!

Die Kurznachrichten des Tages:

Gegessen: Joghurt mit Cornflakes, Feta mit Gemüse und Kräutern aus dem Ofen, dazu Couscous, Reste der Kürbissuppe.

Gelesen: Das hier.

Gesportelt: Eine Stunde geboxt, hab ich’s schon erwähnt?

Gefreut über: Das Leben. Das gutgelaunte Kind. Das köstliche Essen. Ach.

10/12/23 – Tag 54 -Von Ruhetagen, Lieblingssuppen und schlechten Krimis

Ich

Ich geb’s zu: Ich bin ein Fan des Tatorts, allerdings selektiv. Ich mag die Teams aus Stuttgart, Köln und Münster. Umso mehr freute ich mich heute, als ich hörte, dass Thiel und Boerne wieder mit einem neuen Tatort dran sind. Aber dann – was ne Enttäuschung. Verwirrende Handlung, wenig Spannung, wenig Spaß. Schade. Dafür war der restliche Tag nicht schlecht: heute morgen spazierten wir nach einem ausgedehnten Frühstück durch die Stadt. Wir kochten mit dem Rest Kürbis nochmal Suppe, die diesmal alle tapfer mitaßen, und am Nachmittag wagte ich mich erneut aufs Laufband. Auch zwei Kilometer sind kein Problem, es geht aufwärts. Ansonsten war der Tag einfach entspannt. Muss auch mal sein.

Die Kurznachrichten des Tages:

Gegessen: Zwei Brote mit Räucherlachs, ein Ei, Kürbissuppe, Sauerkraut und Schupfnudeln, ein Joghurt und einen Apfel (klingt wild, war aber lecker)

Gelesen: Nichts relevantes

Gesportelt: 2km auf dem Laufband

Gefreut über: das entspannte Laufen und der schöne Spaziergang heute morgen

9/12/23 – Tag 52 und 53 – Von Sandaletten, die Flügel verleihen und vom festen Fernsehschlaf

Ich

Woran ich merke, dass ich alt werde? Ich bin in der Lage, innerhalb von zwei Minuten im Sitzen beim Fernsehen einzuschlafen. Noch vor zwei Jahren hätte ich mich dazu zumindest hinlegen müssen. Heute reicht es, wenn jemand das Licht dimmt und ich gemütlich sitze und mich anlehnen kann. Zack, Tiefschlaf Lustig wird es, wenn ich mich dagegen zu wehren versuche: Gestern Abend (der Grund, warum es gestern keinen Blogbeitrag gab) schauten wir eine Folge Harry Wild. Eine schrullige Literaturprofessorin, die in ihrem Ruhestand ständig über Leichen stolpert und ihrem Sohn, der eigentlich Polizist ist, die Fälle wegschnappt. An sich eine amüsante Story, aber gestern hielt ich ziemlich genau fünf Minuten durch, dann schlief ich das erste mal ein. Der Moment, in dem mein Kopf zur Seite wegkippt, fühlt sich an, als würde ich von einer Klippe fallen. Jedesmal zucke ich zusammen und bin für ungefähr 30 Sekunden hellwach. In diesen 30 Sekunden schnappe ich einen Serienschnipsel auf. Dann schlafe ich wieder ein, bzw. mache die Augen zu und bilde mir ein, ich könnte der Story ja auch folgen, wenn ich die Dialoge höre. Was, wie wir alle wissen, nie funktioniert. Und so sehe ich irgendwann etwas irritiert den Abspann über den Bildschirm laufen und versuche mir anhand meiner 30-Sekunden-Schnipsel zusammenzureimen, worum es überhaupt ging. Das Positive daran: Wer jede Folge zweimal guckt, hat mehr von der Serie. Aber das ist auch schon alles. Älterwerden ist nix für Weicheier.

Immerhin war ich am Morgen produktiv: Ich habe eine Auftragsarbeit abgeliefert, eine neue Idee ausgeheckt (Kurt und Uschi auf Weltreise, if you know, you know) und die alljährlichen Fotokalender fertig konfiguriert und bestellt.

Sonst so? Wer mich kennt, weiß um meinen Hang zu schönen Schuhen. (Wer hat da Schuhtick gesagt??) Seit Jahren schleiche ich um Sophia-Webster-Sandaletten herum. Wer sie nicht kennt: Sie zeichnen sich durch Schmetterlingsflügel aus, die oberhalb der Ferse flattern. Gestern stolperte ich erneut über die Schuhe, denn offenbar ist grade Sale im Hause Butterfly. Ich scrollte durchs Angebot, klickte diese und jene an und blieb immer wieder an dem Modell mit den goldenen Riemchen und dem orange-schwarzen Schmetterling hängen.

Ich beantwortete also kurz alle wesentlichen Fragen: „Sind die Schuhe praktisch? Nein. Sind sie schlicht? Nein. Kann man damit (auch als durchaus geübte Absatzträgerin) längere Strecken gehen? Nein. Braucht man Schuhe mit einem Schmetterling dran? Äh… nein. Sind sie schön? OH JA.“ Ich beschloss, trotz des eindeutigen Votums für den Kauf, noch eine Nacht drüber zu schlafen. Um sie schließlich heute morgen beim Kaffee zu bestellen.

Ja, es ist unvernünftig. Ja, andere Leute kaufen sich für das Geld viel sinnvollere Dinge. Auf der anderen Seite, wie das Tochterkind im Legoladen neulich manifestierte: „Wenn man sich mit Geld nie was Schönes kauft, ist es ja nur Papier.“ So begann mein Tag also mit einem Herzhüpf-Kauf, ich hoffe, sie passen und kommen heil hier an. Und dann muss es bitte ganz bald Frühling werden, denn ich hab schon tausend Ideen, wie man diese praktischen, dezenten Allround-Schuhe jeden Tag anziehen könnte.

Nachdem das Tochterkind und ich heute die einzigen Esser im Haus waren, kochten wir Kürbiscremesuppe, die der Hausherr nicht mag, ich räumte im Haus rum und heute Nachmittag machten wir uns gemeinsam ans Kulissenmalen für das geplante Theaterstück. Die Hälfte haben wir.

Und weil ich mich so langsam wieder fit fühle aber trotzdem noch vorsichtig bin, wagte ich mich einen Kilometer aufs Laufband. Nach 500 Metern begann ich, loszulassen und es zu genießen. Die Lunge macht keine Zicken, einzig die Waden haben ein bisschen gemeckert. Der Bauch tut nicht weh beim Laufen, auch das war vor zwei Wochen noch anders. Hoffen wir also, dass ich demnächst wieder richtig back on track bin. Am Montag geht’s erstmal endlich wieder boxen. Was freu ich mich!

Die Kurznachrichten des Tages:

Gegessen: Joghurt mit Crunch, zwei Teller Kürbiscremesuppe mit frischem Brot dazu, heute Abend zwei Brote mit „Leberwurst“ (was Veggies halt so essen stattdessen), darauf ein bisschen Camembert und zwei Spiegeleier. Danach einen Apfel. Womöglich noch eine Handvoll Nachos. Der Sport hat mich ja bald wieder.

Gelesen: Bestellbestätigungen und nette Mails

Gesportelt: Ha, ein gejoggter Kilometer

Gefreut über: SCHMETTERLINGSSCHUHE, ich meine, HALLO?!

7/11/23 – Tag 51 – Wie ich mal vom Küchentisch ins Frankfurter Bahnhofsviertel teleportiert wurde, von Lernfortschritten und dem richtigen Maß der Dinge

Ich

An manchen Tagen fühle ich mich unfähig. Unfähig, richtig zu handeln, Dinge richtig einzuschätzen, richtig zu reagieren. Es scheint, als wäre mir das richtige Maß abhanden gekommen, als hätte sich die Welt gegen mich verschworen, als hätte ich ein Abo aufs Schieflaufen gewonnen.

Nachdem der Nikolaustag so einer war, war heute besser. Begonnen hat mein Tag allerdings mit einem Schock. Ich hatte mich selbst morgens aus dem Bett argumentiert, redete mir auf dem Weg zwischen Schlafzimmer und Kaffeemaschine ein, dass heute ein neuer Tag sei und bestimmt alles besser laufen würde. Ich setzte mich seufzend mit einer Tasse Kaffee zu meinem Mann an den Küchentisch, der aufsah und mich mit einem amüsierten Blick bedachte. „Wasn?“, nuschelte ich. Und beobachtete aus dem Augenwinkel, dass er sein Handy auf mich richtete. „Nix“, schmunzelte er. „Du hast nicht grad ein Foto von mir gemacht, oder?“, wollte ich einigermaßen alarmiert wissen. „Guck selbst“, sagte er. Auf meinem Handydisplay ploppte eine Nachricht auf. Und das Foto, das sich dann öffnete, offenbarte das gesamte Grauen. Zu sehen war eine Frau, die seit drei Jahren obdachlos am Frankfurter Bahnhof unter Pappkartons schläft und mit Taschendiebstahl und schlimmerem ihre Chrystal-Meth-Sucht finanziert, die sie schwer gezeichnet hat. Die Haare standen ihr wirr und strähnig, fast elektrisiert vom Kopf ab, ein Auge war halb geschlossen und sah ein wenig geschwollen nach Veilchen aus, ihre Stirn hatte die Frau in sorgenvolle Falten gelegt, den Mund debil halb geöffnet. Sie blickte leer und verloren in das Objektiv ihres Fotografen. Interessanterweise trug sie meinen Schlafanzug und trank in meiner Küche Kaffee aus meiner Lieblingstasse.

Ich schluckte. Dann lachte ich. Dann erstarb mein Lachen wieder. Sofort setzte ich mich gerade hin, strich mir durch die Haare und klopfte mir auf die Wangen. „HAST DU DEN ARSCH OFFEN DAS IST NICHT DEIN ERNST!“, wandte ich mich entsetzt an mein Gegenüber. Dann starrte ich wieder auf das Foto von Disneys Cruella kurz vor ihrem Ableben. Ja, die Lage war ernst. Wer morgens so aussieht, hatte definitiv nicht den besten Tag hinter sich, denn nicht einmal eine durchschlafene Nacht hatte wohl noch etwas retten können. Um es vorweg zu nehmen: Nach einer Dusche und nachdem die Frisörin am selben Morgen noch den grauen aschigen Ansatz wieder in ein harmonisches Blond verwandelt hatte, nach einer Tuchmaske und einer Tasse Tee fühlte ich mein Spiegelbild wieder. Das Foto vom Morgen ist mir aber eine stete Mahnung, gut auf mich aufzupassen. Ain’t nobody got time for Frankfurter-Chrystal-Meth-Braut. Holy shit.

On a more positive note: Das Kind meldete schon auf dem Heimweg, dass die Klassenarbeit, deretwegen wir uns am Vortag so in die Wolle gekriegt hatten, „voll leicht war“ und sie ein sehr gutes Gefühl habe. Den Satz „dann hätt ich ja gar nicht so viel lernen brauchen“ atmete ich weg, wie ich es in der Geburtsvorbereitung gelernt habe. Am Nachmittag lernten wir Englisch-Vokabeln miteinander und ich hoffe und bete, dass das Kind sich erinnert, dass „ridge“, „rich“ und „right“ drei völlig verschiedene Dinge sind, dass es nicht santanz sondern sentence heißt und dass boring nirgendwo mit einem a geschrieben wird. Ich bin so froh, wenn der Marathon an Lerndiesundlerndasundwirwiederholen demnächst eine weihnachtliche Pause macht. Ich kann mittlerweile die Unterarten der Biologie ebenso herunterbeten wie die Entwicklungsstufen von Hundewelpen im Mutterleib und die Brennzonen einen Kerzenflamme, aber ich wollte eigentlich nicht nochmal Abitur machen. Sei’s drum.

Und sonst so? Ich habe mir zur Feier des Tages eine Staffel Harry Wild bei Amazon gekauft. Die erste Folge fand ich gut, die zweite glaube ich auch, leider habe ich sie zu großen Teilen verschlafen. Aber das Foto am Morgen lehrt mich: Unausgeschlafen ist alles viel schlimmer, und wer Stress hat, muss ja nicht auch noch scheiße aussehen.

Die Kurznachrichten des Tages

Gegessen: Ein schnelles Müsli mit Milch vor dem Fristörtermin, Backfisch mit Ofenkartoffeln und Lauchgemüse, abends die Reste plus einen großen Lebkuchen

Gelesen: Englischvokabeln, derer viele

Gesportelt: Nada. Keine Zeit und noch keine Power.

Gefreut über: Die Serie, den Lebkuchen, den Erfolg des Tochterkinds. Und einiges mehr.

6/12/23 – Tag 50 – Vom Nikolaus, der Rute und warum manchmal nur noch Tiefkühlpizza hilft

Ich

Es gibt Tage, die man sich aus der falschen Kiste geholt hat. Aus der mit dem Totenkopf drauf, aus dem Giftschrank. Der Nikolaustag war so einer. Eigentlich begann er ganz harmonisch – das Kind glaubt immer noch so ein bisschen an den Nikolaus, jedenfalls traut sie mir, die ich morgens zombiegleich mit zerzausten Haaren beim Kaffee in der Küche sitze, nicht zu, dass ICH es gewesen sein könnte, die schon Stiefel befüllt hat. Also muss es ja irgendwas Magisches sein. In meinem Stiefel war nichts (sie hatte ihn trotzdem für mich vor die Tür gestellt, man weiß ja nie), und das, obwohl sie so eine nette Karte daran gehängt hatte: „Lieber Nikolaus, Mama kann zwar nerfig sein, aber sie ist die beste.“ Nun.

Nachdem ich die Lütte zur Schule gefahren hatte (unser agreement jetzt – lieber fahre ich zehn Minuten als dass ich uns um zehn vor sieben (!) aus dem Haus hetze durch die Nacht zur Bushaltestelle… den Stress sparen wir uns), hatte ich Lust auf ein bisschen Bewegung. Weil es aber immer noch klapperkalt ist und mich die kalte Luft zum Husten bringt wie eine Aussätzige, beschloss ich, auf dem Laufband zu spazieren. Nach knapp 3km wollte ich Pause machen und fand dann die Motivation nicht mehr zum Weitermachen. Was soll’s. Das eigentliche Drama begann jedoch am Nachmittag, als ich versuchte, dem Tochterkind nahe zu bringen, dass es Zeit fürs Lernen ist. Ich habe motiviert und gelobt, an die Vernunft appelliert, gebeten und geködert, irgendwann angeordnet und verdonnert und am Ende waren wir beide mit den Nerven völlig am Ende: Ich, weil ich das Gefühl hatte, ich rede mit einer Wand, und die Wand, weil die Mutter zwar Recht hatte aber halt unfassbar „nerfig“ ist. Ich lamentierte und wütete, drohte und bettelte, sie giftete und stampfte mit den Füßen, kreischte und heulte. Und am Ende flogen Ordner. „IMMER MUSS ICH ALLES!“, hörte ich noch, bevor die Tür zukrachte. Das war für mich einer der Schlüsselsätze, neben „Ich weiß doch selber nicht, warum ich grad so bockig bin.“ Hallo Pubertät, komm rein. Mit Dir haben wir insgeheim gerechnet, aber mach’s dir nicht allzu gemütlich, Du bist ein anstrengender Gast. Erkenntnis: Nein, meine Geduld ist nicht unendlich. Und nein, nicht immer verhalte ich mich pädagogisch sinnvoll, manchmal bin ich impulsiv und verliere die Nerven. Auch Mütter sind nur Menschen. Ich hatte fairerweise auch nix im Nikolausstiefel, will’s nur noch mal erwähnt haben. 🙂 Was natürlich nichts daran ändert, dass ich mein Kind mehr liebe als irgendwas anderes auf der Welt und bereit bin, jeden Kampf, der nötig ist, mit ihr und für sie auszufechten.

Nach allem Gegifte lagen wir uns in den Armen und die Welt war wieder in Ordnung, wir fuhren in den nächsten Supermarkt, kauften Tiefkühlpizza und versicherten uns kurz darauf mampfend mit vollen Backen, dass wir sowas beide völlig doof und unnötig finden (also zu streiten, die Pizza war durchaus nötig) und morgen ein neuer Tag ist. Ich lag eine Stunde später auf dem Sofa und schlief. Als nächstes kommen Englischvokabeln. Ich setze den Helm auf und denke an die Macht der Pizza.

Die Kurznachrichten des Tages:

Gegessen: Griechisches Joghurt mit Banane, Blaubeeren, Beeren-Müsli, Maultaschen in Tomatensoße, TK-Pizza mit Gemüse und Käse

Gelesen: Schulaufgaben, Arbeitsblätter, nichts, was Spaß macht.

Gesportelt: 2,8 km auf dem Band spaziert. Bin noch vorsichtig nach Corona.

Gefreut über: Die Versöhnung am Ende des Tages und die Pizza. Ain’t nobody got time for Zank und Zoff.

5/11/23 – Tag 49 – Von Pisa und dem Vorweihnachtsdruck

Ich

Die Energie ist wieder da, jedenfalls war sie das heute morgen. Nachdem ich das Kind an der Schule abgeliefert hatte, startete ich daheim mit dem Hausputz durch. Da hat man Corona überstanden, dann will man ja nicht Opfer einer Staublunge werden, ne?

Beim Feudeln lauschte ich einer Diskussion über die Ergebnisse der Pisastudie. Wir haben schlechter abgeschnitten als vor 20 Jahren. Damals hat die Pisastudie einen Schock ausgelöst, es scheint mal wieder notwendig. Es fehlt beim Lesen, Schreiben und Rechnen, es fehlt an Lehrern, es fehlt an Bildungsgerechtigkeit. Die Kinder mit Migrationshintergrund sind es nicht, die den Schnitt drücken, denn auch in Gymnasien, die nicht die Masse der zugewanderten Schüler auffangen müssen, sind die Leistungen abgerutscht. Eine Patentlösung habe ich nicht, aber aus eigener Beobachtung stelle ich fest, dass graue Theorie in Kinderköpfe zu stopfen die Lust aufs Lernen im Keim erstickt. Aber was weiß ich schon.

Und sonst so? Ich habe fast alle Weihnachtsgeschenke beisammen und kann mir Gedanken um die Kür machen. Ich habe beschlossen, mir grundsätzlich keinen Druck zu machen, was Plätzchen, Deko oder Weihnachtspost angeht. Ich mache, worauf ich Lust habe, so viel Folklore ist eh nicht mein Fall. An anderen Orten der Welt geht selbige unter, da ist es irrelevant, ob bei mir die Deko sitzt. Aber das erste Kerzlein brennen wir dann doch mal an. Morgen oder so.

Die Kurznachrichten des Tages

Gegessen: Joghurt, Banane, Blaubeeren, Crunch. Gemüsecurry mit Reis, heute Abend Reste davon. Außerdem eine heiße Gemüsebrühe aus der Tasse, hatte plötzlich Lust drauf.

Gelesen: SZ-Artikel über Eltern-Whatsappgruppen, herrlich, bin froh, in keiner zu sein.

Gesportelt: argh.

Gefreut über: Hab was verschenkt und jemandem eine Freude gemacht.

4/12/23 – Tag 47 und 48 – Vom Stillstand der Zeit, der mühsamem Suche nach dem Schwung und dem Haar, wo es nicht hingehört

Ich

Krank zu sein ist ja wirklich so unnötig wie ein Kropf. Man fühlt sich zu nichts imstande, was mehr Aktionismus fordert, als Teekochen und die Fernbedienung fernzubedienen. Ich habe eine Woche lang mehr oder weniger auf der Couch verbracht. Es gab wirklich nichts zu erzählen, außer Euch hätte der statistische Taschentuchverbrauch interessiert. Fand das aber eher so mittelunterhaltsam. Mittlerweile ist das komplette Haus coronadurchseucht, wir Mädels sind immerhin wieder negativ. Aber so richtig den alten Schwung habe ich noch nicht wieder gefunden. Zwar strukturiert der Stundenplan der Kurzen den Tag (ratet mal, bei wem morgen die erste Stunde ausfällt!), aber ich gehe alles noch wie mit angezogener Handbremse an.

Und wer auch immer einmal das Gerücht der besinnlichen Vorweihnachtszeit in die Welt gesetzt hat, hatte entweder keine Familie oder keinen Job oder kein Leben. Besinnlich finde ich im Moment nämlich noch gar nichts, meine To-Do-Listen werden länger statt kürzer („ach, Du hast doch grad so viel Zeit? JA! NEIN! OOOHH!“) und alles, was ich erledigen wollte, „wenn mal Dezember ist“, ist ungefähr jetzt fällig, weil bereits Dezember ist. (Wie ich im August noch dachte, ich könnte ja gleich mal Weihnachtsgeschenke organisieren und es dann nicht getan habe, weil reicht ja noch im Dezember…) Da hat die Woche Krankenstand irgendwie nicht geholfen.

Ähnliches werden sich auch die Lehrer meiner Tochter gedacht haben, denn wir lernen neben dem Zauber der attributen Adjektive auch die Bestandteile einer Kerzenflamme, Energieflussdiagramme und Englischvokabeln auswendig. AUSWENDIG, um das meiste davon nach getaner (Klassen-)Arbeit wieder zu vergessen. Apropos Kerze: Vor lauter Unbesinnlichkeit haben wir völlig vergessen, am Sonntag die erste Kerze anzuzünden auf unserem spartanischen schwarzen Adventsstern mit den vier cleanen weißen Kerzen. Die ich mit viel Kraft in die vorgesehenen Löcher drücken musste um sie standfest zu bekommen, so dass ihr unteres Ende jetzt aussieht, als hätte eine Maus sie in Form genagt.

Und sonst so? Der Winter hat uns bis über die Ohren mit Schnee eingedeckt, die Landschaft ist in ein dickes, weißes Kleid gehüllt. Optisch ein Traum, mein Lieblingsschrittesammelweg ist allerdings eine ziemliche Eispiste geworden. Heute morgen habe ich beim vorsichtigen Auswildern eine ziemliche Rutschpartie hingelegt. Aber die Stunde an der frischen Luft war gut und wichtig. Meine Boxstunde habe ich schweren Herzens auf kommende Woche verschoben, weil ich noch immer huste und mich nicht hundertprozentig fit fühle. Aber kommt Zeit, kommt Boxhandschuh. Und Besinnlichkeit. Ganz bestimmt.

Die Kurznachrichten des Tages:

Gegessen: Ein griechisches Joghurt mit Banane und Müsli, Spaghetti mit Tomatensoße für mich, mit Bolo für den Rest, zwei Brote mit Paprikaaufstrich und Käse und zwei kleine mit Butter und Honig. Weil endlich wieder guten Hunger, ich habe ruckzuck ein Kilo verloren in der Coronawoche.

Gelesen: Dinge aus dem Schulordner meiner Tochter. Über Biomasse, fossile Energien, Energieflüsse, Kerzenflammen und und und. Ansonsten nicht viel Sinnvolles.

Gesportelt: knapp vier Kilometer Schritte gesammelt, das ist besser als nix.

Gefreut über: Strolch. Das ist die dicke Katze der Klavierlehrerin meiner Tochter, die mich, die ich Katzen sehr skeptisch gegenüberstehe, ein bisschen kuriert hat. Jedesmal, wenn ich im Klavierzimmer sitze und aufs Kind warte, hüpft der getigerte Kater auf meinen Schoß und schaltet seinen Brummton ein. Dass er mir heute ein ultrafeines Katzenhaar hinterlassen hat, das seinen Weg unter meine linke Kontaktlinse gefunden hatte – verziehen. Ich sah nach 10 Minuten Heimfahrt aus wie ein einäugiges Albinokaninchen, aber gut gespült ist halb gewonnen.

2/12/23 – Tag45 &46 – Von der Rekonvaleszenz und dem Einigeln

Ich

Es gibt hier krankheitsbedingt leider nix Neues, außer, dass ich wieder negativ bin aber noch in den Seilen hänge. Rekonvaleszenz. Heute war ich zumindest eine Runde im Schnee spazieren und habe frische Luft geschnappt. Auch der Appetit war heute zum ersten Mal wieder halbwegs normal. Also macht euch keine Sorgen, wenn’s hier grad still ist – es gibt grad einfach nix zu erzählen… heute ist nicht alle Tage, …

Die Kurznachrichten des Tages:

Gegessen: Joghurt mit Knusperzeug, Knödel, Soße, Kartoffelbrei, heute Abend Hering aus der Dose (hatte ich ewig nicht) mit Brot.

Gelesen: nichts Relevantes

Gesportelt: neeeeeiiin…

Gefreut über: Raus zu können