Ich
Gebannt starrte das Tochterkind auf den Coronatest, in dessen Sichtfeld sich die rosa Flüssigkeit langsam emporzog. Statt des eindeutigen Coronanachweis-Strichs tauchte zuerst der Referenzstreifen auf. „Wir müssen abwarten“, sagte sie entschieden, offenbar der Meinung, stetes Starren könnte den zweiten Streifen aufs Papier zaubern. Aber alles Starren, Drehen, Wenden und gegen-das-Licht-halten half nix: Der zweite Strich blieb aus, das Kind ist wieder seuchenfrei. Und somit morgen wieder Unterrichtsteilnehmer. So wenig sie Corona mag, so wenig sie Kranksein überhaupt toll findet – was ist eine verstopfte Nase und ein bisschen Nupfn schon gegen MATHEMATIK, die, in ihren Augen, die schlimmste Seuche überhaupt.
Nun ja, Eltern und die ganze Welt können ungerecht und doof sein, es hilft aber alles nix, morgen klingelt der Wecker wieder kurz nach sechs. Meiner im Übrigen auch, auch wenn das frühe Aufstehen meine ganz persönliche Pest ist, aber ich habe auch keine Wahl. Mein Test war heute morgen stramm positiv, ich teste morgen wieder. Für jeden negativen Test scheint im Haus im übrigen ein anderer krank zu werden – jetzt ist der Schwiegerpaps Team Doppelstrich, zum Glück symptomfrei.
Meine Blase ist in dieser Woche noch ein ganzes Stück weiter geschrumpft. (Also, nicht DIE Blase, die ist zum Glück noch ganz fit.) Aber während meiner Auszeit lebe ich ohnehin ein wenig in meiner eigenen Welt, flachliegend auf dem Sofa ist mein Radius noch ein gehöriges Stück kleiner geworden. Ich habe es diese Woche immerhin die Straße rauf und runter geschafft und mit dem Auto in den Nachbarort, um Hausaufgaben abzuholen. Fühlte sich fast wie ein Roadtrip an. Wenn ich morgen wieder fit bin, werde ich einkaufen gehen, so richtig im Supermarkt mit bunten Dingen und anderen Menschen. Ha. (Vielleicht übertreibe ich ein wenig, aber es fühlt sich derzeit an, als lebte ich unter einem Stein.)
Der Bauch war heute tagsüber völlig schweigsam, also so, wie sich ein Bauch irgendwie anfühlen sollte. Dass ich morgens beim Aufwachen noch immer die schmerzende Stelle fühle, sei kein Grund zur Besorgnis, versicherte mir mein Hausarzt heute auf Nachfrage. Eine oder zwei Wochen lang sei das noch absolut im Rahmen, der Darm müsse abheilen und sich einkriegen. Das beruhigt mich ungemein, denn der kleine Hypochonder in mir war sich heute mittag zwischenzeitlich fast sicher, einen Gallenstein und / oder eine Leberzirrhose zu haben. Was man halt so hat, mit 43. Gucke ich in meinen Browserverlauf, stehen da Dinge wie „Wie schnell wächst ein Gallenstein“ oder „Wie fühlt sich kranke Leber an“. Memo an mich (und an alle, die das brauchen können): Lass es. Dr. Google ist ein schlechter Ratgeber. Und trotzdem konsultiere ich ihn hin und wieder und bin nach dem echten Doc-Besuch meist erleichtert, dass ich doch nicht unmittelbar sterbe. Also auch in Sachen Bauchgefühl: Trust the (Heilungs-)process. Und jetzt muss ich schnell wieder unter meinen Stein. Wenigstens noch bis morgen.
Die Kurznachrichten des Tages:
Gegessen: Frühstück ist ausgefallen, glaube ich. (MEIN HIRN! Der Stein ist vielleicht doch ein bisschen zu schwer…) Mittags gab es Zucchinireispfanne mit Feta, heute Abend dann das Frühstücksprogramm: Hüttenkäse mit Blaubeeren, Nussmus, Haferflocken und Honig.
Gelesen: Arbeit meiner Kollegen, also der paar, die noch arbeitsfähig sind.
Gesportelt: Ich möchte nicht darüber sprechen. Fühle mich wieder wie Toastbrot.
Gefreut über: Dass das Kind attributiv und adverbial auseinanderhalten kann, we’re getting there. Wenn wir mit Deutsch durch sind, lernen wir BNT (wie Bio nur besser, sagt das Kind). Und Englisch-Vokabeln. Es hört einfach nie auf.