24/10/23 – Tag 7 – Vom Muskelzoo und dem G7 1/3

Ich

Wenn Muskelkater das ist, bei dem man die sportliche Betätigung tags drauf spürt, habe ich einen verdammten ganzen Instant-Muskelzoo. Ich habe heute morgen ein Workout gemacht, das wohl nicht ohne Grund „Tyrann“ heißt. Unter anderem beinhaltete das Ganze 120 Squats in 6 Sätzen (es waren eigentlich 16 und nicht 20 pro Satz, aber wer nicht lesen kann, muss leiden). Ich vermute, dass die unter anderem der Grund dafür sind, warum mich Treppen gerade vor ein größeres Problem stellen. Rutsche ich auf dem Po runter? Versuch ich’s rückwärts? Ich jaule beim Hinsetzen und beim Aufstehen, beim Bücken, beim Gehen – eigentlich jaule ich seit heute morgen sehr viel.

Und dann gab es noch das einbeinige Kreuzheben ohne Gewichte, bei dem ich mich fragte, was das wohl bringen soll. Seit heute mittag weiß ich, dass auf der Rückseite meiner Oberschenkel Muskeln verlaufen, deren Existenz mir noch nie so bewusst war, wie seit heute. (Gelernt: Das sind die Hamstrings. Meine tun weh.) Der Rest zielte eher auf den Rumpf ab (Core, wie der Sportler sagt) und macht nur beim Husten, Lachen und Niesen aua. Man wird irgendwann leidensfähig. Nun denn, selbst verschuldet, ich werd’s auch überleben. Was mich nicht umbringt, macht mich stärker.

Das Kind schüttelt derweil mitleidig den Kopf und sagt, „vielleicht war das zuviel, in Deinem Alter…“ (Mein Alter ist der running gag seit Neuestem: Wir haben Fotos von Michelle Hunziker betrachtet und ich hatte gesagt, dass die Frau wirklich toll aussieht, dafür, dass sie schon Oma ist. Woraufhin das Kind meinte, „Oma?? Dabei sieht die fünf Jahre jünger als Du aus…“ Hab Kinder, haben sie gesagt, sie sind ein Quell der Freude, haben sie gesagt … )

Apropos Kind: Wir haben seit diesem Schuljahr einen digitalen Vertretungsplan als App auf dem Handy. Während ich damals noch stöhnend an einem schwarzen Brett hinter Glas morgens um kurz vor acht lesen musste, dass die erste Stunde ausfällt und ich ganz umsonst so früh aufgestanden bin, weiß mein Kind das heute schon am Vorabend. Was ja grundsätzlich sehr praktisch ist. Heute allerdings ist das Mamataxi zur zweiten Stunde gefahren (wo kein Bus mehr fährt, ÖPNV, Dorf, Katastrophe), um um kurz nach zwölf zu hören, dass die erste Stunde sehr wohl stattgefunden hätte, der Plan halt falsch war. Dafür fallen morgen erneut die erste und sechste Stunde aus. Sagt jedenfalls der Plan. Wir haben in den ersten sechs Wochen bereits mehr Stunden eingebüßt als in vier Jahren Grundschule davor. Wenn das so weiter geht, macht sie Abi nicht nach G-8-Modell, sondern nach G-7-1/3… Der Stoff wird nicht weniger, er wird nur zusammengestrichen und der Rest in einem Tempo durchgepeitscht, dass die Kinder sich schon in Klasse fünf für friss oder stirb entscheiden müssen. Ob das dieses vielgepriesene hohe Gut der Bildung ist, von dem die Politiker immer sprechen? Auf Binge-Learning habe ich eigentlich keine Lust.

Die Kurznachrichten des Tages:

Gegessen: Ein Eiweißbrot mit Quäse, zwei Teller Vollkornnudeln mit Soja-Bolo, ein Stück Marmorkuchen, Ein Brot mit Bergkäse und ein paar Möhrenstückchen.

Gelesen: Vertretungspläne, Workoutpläne, Bildungspläne, ach.

Gesportelt: 30 Minuten Bodyweight, 20 Minuten Rad. Viel hilft viel. Aua.

Gefreut über: Einen sehr sehr sehr schönen Nachmittag bei Kaffee, Kuchen und bester Unterhaltung. Ich durfte auf die Invaliden-Sitzschale sitzen und ein paar Stunden meine physischen Einschränkungen vergessen. Es tut so gut zu spüren, dass es auch normale Leute gibt. („Endlisch nommaaale Leute!“). Außerdem hatte ich heute morgen maximal viel Zeit für mich ganz allein. Sowas genieße ich ja wirklich sehr.

Geärgert über: Nichts wirklich. Macht nur Muskelkater im Hirn und da brauch ich ihn nicht auch noch.

LaSignorina