Ich
An manchen Tagen weiß ich, dass die Laufrunde am Morgen der Teil des Tages sein wird, der mich am angenehmsten anstrengt. Was danach passiert, ist anders zehrend. Dass der Spagat zwischen Mamasein und Beruf an manchen Tagen besser gelingt als an anderen – geschenkt. Aber heute wurde ich durch einen Anruf im Büro so schnell in den Gluckenmodus katapultiert, dass ich nicht einmal Zeit hatte, meiner Kollegin zu erklären, wohin ich entschwinde. Long story short: Das Kind hat neuerdings ein Handy, auf selbigem ist eine App, die die Nutzungsdauer reguliert, so dass sich Muttern nicht über maximale Bildschirmzeiten den Mund fusselig reden muss und unnötig weitere graue Haare riskiert. Diese App verfügt über eine Ortungs-Funktion. Und weil mein Mann das Handy der Tochter aus reiner Neugier heute mittag ortete an einem Ort, wo es seit heute morgen um halb neun definitiv nicht mehr sein sollte (nämlich an einer Bushaltestelle), machte ich mich dort leicht panisch auf die Suche nach einem roten Rucksack, einem verlorenen Kind oder einem aus dem roten Rucksack gefallenen Handy. Ich fand – nichts davon. Allerdings weiß man als Redakteurin auch, wie hartnäckige Recherche funktioniert und nur fünf (!) Telefonate später hatte ich mein leicht verstörtes Kind am Telefon, das auf Schulausflug grade beim kollektiven Spaghetti-Essen gestört und an den Apparat gebeten wurde. Das Handy war … da wo es hingehört, in ihrem Rucksack. Wer auch immer diese Ortungsapps programmiert hat, weiß, wie man Frauen von 0 auf 180 bringt. Ich habe mir geschworen, die Orterei künftig bleiben zu lassen und darauf zu hoffen, dass mein Kind weiß, was es tut. Ohne Handy ging’s ja auch. Aber meine Nerven …
Job
Im Westen nichts Neues, die großen, ungelösten Fragen sind noch immer groß und ungelöst. Da sie maßgeblichen Anteil daran haben, wie sich der Rest des Jahres für mich entwickelt, wäre mir eine Lösung echt arg recht. Ansonsten: Es war ein Tag wie viele. Eigentlich gut Planbares kam ungeplant, weil Kollegen ihre eigenen Kalender pflegen aber nicht oder erst kurz vor knapp kommunizieren, dass und wann man selbst darin vorkommt, immerhin hat meine geplante Geschichte geklappt (für die ich an meinem freien Tag die Recherche erledigt hatte, weil ich manchmal auch nicht aus meiner Haut kann).
Die Kurznachrichten des Tages:
Gegessen: Zum Frühstück eine ungeplante Brezel, die beim ungeplanten Interviewtermin übrig blieb, danach Sushi und Teigtaschen, deren Namen ich vergessen habe. Das eigentliche Frühstück, ein Joghurt, entdeckte ich heute Abend auf meinem Schreibtisch und verputzte ihn als Spätstück.
Gelesen: Nur Texte der Kollegin und meine eigenen. Und die Beschreibung einer Ortungs-App weil wegen.
Gelaufen: Nein, aber 13,1 km auf dem Rad gestrampelt, das zählt auch.
Gefreut über: Eine nette Begegnung beim Abendtermin, ich werde mittlerweile an meinen Schuhen erkannt. („An ihren Schuhen sollt ihr sie erkennen!“)
Geärgert über: Mich selbst, dass ich mich so schnell habe ins Bockshorn jagen lassen. Andererseits: Ich bin halt Mama. Ansonsten darüber, dass die Dinge, die für mich enorme Relevanz haben, SOOO LAAANGSAAAM GEHEN.