20/10/23 – Tag 3 – Von der Rüsselpest, der Schulpflicht, dem Wollen und Müssen

Ich

Szene am Mittagstisch: Das Kind blubbert. Kauend, zwischen den Gabeln voll Kartoffelauflauf, entsprechend nuschelig. „Und dann hat der das gesagt und dann hat die jenes gesagt und Lina und Lana und Lena haben gemeint *blubberblubber*, und dass diesdasAnanas, dabei hat Luana eigentlich gar nichts…“ … you get it.

Ich lauschte eine Weile und versuchte die Stringenz der Story dessen, was sich in der Pause zugetragen haben mag, zu erkennen. War ein bisschen so, wie wenn man beim Tatort einschläft, um elf im nächsten Blockbuster wieder aufwacht und verzweifelt versucht, die Handlung bis dahin nachzuvollziehen.

Als das Geblubber eine kleine Verschnaufpause einlegte, versuchte ich, sachte eine kleine Rüge ans Kind zu bringen, nämlich die, dass sie gestern noch frohlockend meinte, „Mama, morgen IST gar keine Mathearbeit“, und heute an der Bushaltestelle einstieg mit den Worten „Rate mal, was passiert ist – heute war keine Mathearbeit, sondern ein TEST“. Ähm.

Es liegt mir fern, unnötig Druck aufzubauen. Nur so ein bisschen mehr Organisation wäre hilfreich. Fairerweise muss ich sagen, dass sie die übrigen Termine (wenn Mütter Kalender vergleichen, hähä) alle richtig eingetragen hatte. „Hoar Mama, jetzt vergess ich in viereinhalb Jahren EINMAL was….“ Nun. Wir harren der Dinge, die da kommen. Und schwanken zwischen „War aber leicht“, „Ich hab alles richtig“, „glaub ich“, „Die drei letzten Aufgaben hab ich halt nicht mehr geschafft“.

Wir Mütter lernen im Geburtsvorbereitungskurs, wie man Wehen veratmet. Und je älter die Kinder werden, desto mehr begreifen wir, dass das Veratmen mit den Wehen unter der Geburt nicht viel zu tun hatte, eher mit denen, die nach dem Kreißsaal noch kommen. Am Ende der Diskussion hab ich ihr gesagt, dass man den Wert eines Menschens sicher auch nicht danach bemisst, ob er auswendig sagen kann, wie viel Siebzehn zum Quadrat ist. „Siehste“, sagte das Kind und ging spielen. Und Mama atmet weiter.

Stichwort Atmen: Die Rüsselpest, die mir gestern den Hals hat kratzen lassen, hat sich ein Stockwerk höher in die Nase verzogen und lässt die laufen. Deswegen hatte ich heute einen völligen Ruhetag. Außer, dass ich mit einer Handvoll anderer Rentner um viertel vor acht im Supermarkt war, habe ich völlig die Füße still gehalten. Zwischen zehn und elf heute morgen bin ich sogar auf der Couch eingeschlafen. Wohl dem, der’s kann, ne? Dem Muskelkater nach zu urteilen, war das auch dringend nötig. Ich spür’s immer noch.

Ich habe die Zeit stattdessen sinnvoll genutzt und ein Stück Buch im Erkältungsbad gelesen, dem Kind ein Geburtstagsgeschenk bestellt und mir selbst überlegt, eine Uhr zu kaufen. Die Wahl zwischen ganz schwarz und ganz weiß fällt mir nicht leicht und ich hab’s auch erstmal aufgeschoben. Den besten Rat hatte vermutlich die Lieblingskollegin, die mich von weiß abbrachte. „Das sieht nur braungebrannt gut aus, wir sind aber alle käsig. Fifty shades of Brie.“ Ich bin fast abgesoffen vor Lachen. Brie ist the new Tan.

Die Kurznachrichten des Tages:

Gegessen: Ein Eiweißbrot mit Frischkäse, Honig und Bananenscheiben (klingt komisch, schmeckt aber), zwei Teller Kartoffel-Gemüse-Auflauf und gleich nochmal Brot mit Spiegeleiern und Käse.

Gelesen: In der Wanne ein Stück davon. Nicht unbedingt was für zarte Seelen.

Gesportelt: Nada. Weil Rüsselpest.

Gefreut über: Dass das Kind durchaus auf- und abrunden, sauber schreiben, sich Dinge merken kann. Nur halt nicht, wenn ICH es will. (Aber gut zu wissen, dass es geht.)

Und: Bei meinem letzten Mailandbesuch schlich ich in dem Bialetti-Fachgeschäft am Dom um eine Bialetti-Mokkakanne herum und konnte mich nicht durchringen, sie zu kaufen. Der Mann, der die Story nur aus Erzählungen kennt weil er gar nicht dabei war, hat sich das gemerkt und eine bestellt. Fehlt nur noch das richtige Pulver dazu.

Geärgert über: Dass sich Mama immer nen Kopf um Dinge macht, die vielleicht einfach noch Zeit brauchen. Als ob das Gras schneller wüchse, weil ich dran ziehe.

LaSignorina