Ich
Anknüpfend an die Diskussion mit meiner Tochter gestern, ob man als gebildeter Mensch zwingend das große Einmaleins auswendig können muss, kamen wir heut auf alle möglichen Dinge, die man mal gelernt hat. Groß war ihr Erstaunen, als ich, die weiß Gott (haha) nicht bibelfest ist, aus dem Stegreif Psalm 23 aufsagen konnte, „den lernen wir grad in Reli, aber woher kennst DU den?“ Nicht alles, was man in der Schule lernt vergisst man, auch wenn man es nicht wirklich anwenden kann.
Aber jetzt mal Butter bei die Fische: Wie oft haben mir Mathelehrer gesagt, die Mitternachtsformel heiße deswegen so, weil man sie aus dem FF aufsagen können müsse, wenn man um Mitternacht geweckt und danach gefragt würde. Heute, mit 43 Jahren, kann ich mit absoluter Sicherheit sagen: Was fürn Quatsch! Nie, aber auch wirklich nie mehr nach dem Abitur habe ich diese x1,2=-b +-…Formel je wieder gebraucht. (Geschweige denn, dass es jemand gewagt hätte, mich deswegen um Mitternacht zu wecken.) Noch nie war ich in meinem Leben an dem Punkt, an dem ich gedacht hätte, „mei, jetzt kann nur noch die Mitternachtsformel helfen.“ Einzige Ausnahme: Ein Mathelehrer sollte die möglicherweise parat haben. Aber der Rest der Menschheit braucht. das. einfach. nicht.
Ich habe nie wieder Parabeln berechnet oder bin der Frage nachgegangen, wie schnell sich ein 80 kg schwerer Mann in einem Zug fortbewegt, der bei 140 km/h entgegen der Fahrtrichtung in Schrittgeschwindigkeit durch den Gang geht. Insofern hilft ein bisschen Gelassenheit womöglich dabei, wenn sich unsere Kinder schwer tun zu verstehen, warum sie lernen sollen, was sie lernen sollen. Und wie wir ja alle wissen, ist das Argument „später habt ihr ja auch nicht immer einen Taschenrechner dabei“ schon längst keines mehr.
Und übrigens: So lange es Erwachsene gibt, die der Meinung sind, aus 300 Kilo Äpfeln könne man 300 Liter Saft gewinnen, ist die Mitternachtsformel sicher nicht die dringlichste Aufgabe an Bildungseinrichtungen. Nur mal so.
Sonst so? Heute zum Abschluss des Apfelsafttages sehr liebe Menschen da gehabt, mit denen wir den Abend haben gemütlich ausklingen lassen. Noch zwei Tage haben wir geöffnet, dann war’s das wieder mit der Saison.
Die Rüsselpest hat sich im Lauf des Tages verbessert, zwar ist die Nase noch nicht ganz frei, aber das Schlimmste, so scheint es, habe ich überstanden. Freue mich trotzdem auf einen entspannten Sonntag.
Die Kurznachrichten des Tages:
Gegessen: Klassischer Arbeitssamstag – Frühstück ist ausgefallen, es gab eine Banane, eine Kaki, einen Ananas-Riegel, eine Tasse Brühe mit Backerbsen (Kindheitserinnerungen!), eine Butterbrezel, später ein Brötchen mit Käse und eine Brezel mit Käse und Gurken.
Gesportelt: Nein, aber über 10.000 Schritte gegangen.
Gelesen: Auftragszettel und Bestimmungen zur Kennzeichnungspflicht
Gefreut über: Liebe Menschen, die mir den Tag echt versüßt haben.
Geärgert über: Die Anspruchshaltung der Menschen, die für mein Empfinden immer krasser wird.