Neues vom Rumpelstilzchen

Neulich in meinem Postfach:

„Hab‘ ich’s doch geahnt, werte Frau ‚Kommmmmentatorin‘, Sie können sogar mal was Vernünftiges absondern!“ Es folgt ein zweifelhaftes Lob für einen Artikel. Und dann wieder der Rückblick auf einen Text, der mittlerweile Wochen alt ist, aber offenbar immer noch schmerzhaft für ein paar gewesen sein muss: „Das war unterirdisch , unsäglich, unerträglich, unzumutbar uns letztlich  völlig unnötig !!!! Wem hat DAS was gebracht ????????????????? Wer wollte/sollte sowas überhaupt wissen ????????? Wer hat Sie dazu angestiftet und warum ??????????? SUMMA SUMMARUM:    CUI  BONO ???“

Cui bono, gutes Stichwort: Wem nützt es? Nun, offenbar betreibt mein glühender Fan selbst Seelenhygiene, in dem er mir trotz deutlichen Verbots meines Verlegers immer wieder mailt. Morgens um zehn, nachts um halb vier, spätabends, wann immer es ihn geistig drückt. Formulierungen wie „ich weiß, dass Sie in xy wohnen, kümmern Sie sich doch einfach gut um Ihre Familie“ oder „es war dieser eine Schritt zu viel, denn er hat  einige Schlafende Hunde geweckt, die nun unausweichlich, unaufhaltsam und ungebeten kommen werden …..“ sind übrigens, so empfindet es die Justiz, nicht als Bedrohung zu sehen.

In meinem Beruf, so sagt die Staatsanwaltschaft, sei ein solcher Zeitgenosse zwar lästig in Art und Anzahl der Mails, eine Gefahr stelle er jedoch nicht dar und auch als Stalking sei dies noch nicht zu werten. Unter Kollegen gilt die goldene Regel, zeig mir, wie viele Ausrufe- und Fragezeichen du verwendest, und ich sage dir, wes Geistes Kind du bist. Der hier spielt in einer ganz eigenen Liga.

Nun gibt es zwei Arten, damit umzugehen. Entweder, ich lösche diszipliniert meinen Spamordner, in dem der Herr ohnehin landet, ohne in die Mails hineinzusehen. Oder, und ich bekenne mich zur pathologischen Neugier, ich dokumentiere das Geschwurbel, damit ich mich nicht so allein nicht ärgern nur wundern muss.

Natürlich hält man so etwas aus. Und natürlich stehen wir mit unserem Beruf in der Öffentlichkeit. Natürlich passieren uns Fehler, die wir transparent aufzuarbeiten haben. Das gehört einfach zur Sorgfaltspflicht. Nur die Spinner, vor denen warnt einen keiner. 😉

Bei all der Wut, die mir ins Postfach schwappt, geht es wohlgemerkt aber nicht um einen handwerklichen Fehler, sondern schlicht darum, dass das Ergebnis meiner Recherche ein anderes war, als ein paar Leute gedacht hatten. Und weil „was nicht sein darf auch nicht sein kann“, bin ich jetzt Schuld an allem. Immerhin gesteht er mir eine Fortsetzung meiner Arbeit zu, wenn auch mit wenig Euphorie:

„Schreiben Sie ruhig weiter !!! Ihnen glaubt ohnehin kein Schw……… mehr.“ Und: „Aber vielleicht hat Ihnen Ihr Hetzartikelchen wenigstens eine Gehaltserhöhung eingebracht, ich wünsche es Ihnen, wobei dahingestellt sein soll, WER Sie eigentlich bezahlt, bzw. für solch ein  PAMMPFLEHT auch noch Geld ausgibt. Mein J. B. aus H. meint jedenfalls, dass jeder, der für SOWAS auch nur 1 Eurocent berappt, nur noch mit dem  Klammerbeutel gepudert  sein kann. Aber das ist jetzt ja SEINE Meinung. Ich muss ihm da aber ganz entschieden widersprechen und behaupte dann genau das exakte Gegenteil.“

(Ja, ich gebe zu, hier bin ich geistig ausgestiegen wer es jetzt wann richtig findet, wofür Geld auszugeben und weswegen mit dem Klammerbeutel gepudert gehört und wer dem entschieden widerspricht. Im Übrigen, Grüße an jenen ominösen JB, so lange es nicht James Bond persönlich ist, möchte ich ihn nicht kennen lernen.)

Schreibern Sie ruhig weiter für diese Zeitung, doppelt viel sogar, weil dort und auf solchen Seiten liest MICH jedenfalls so schnell kein Schwanz mehr, mit einer derartigen MEINUNGSBILDUNGSMA(S)CHE will ich aber auch gar nichts mehr zu tun haben.

Diesen Tipp nehme ich mir freilich zu Herzen. Ich „schreibere“ weiter, ich verdiene mein Geld damit und habe große Freude an meinem Beruf. Mehr Ätsch geht ja auch gar nicht. Ich beschränke mich dabei aber für die Zukunft wirklich auf meine Arbeit und beantworte die Mails nicht mehr, denn jede Antwort meinerseits löst eine Lawine an (immer ähnlich lautenden) Antworten seinerseits aus. Einmal hatte ich jenen Herrn, der früher von Berufs wegen Schreibfehler mit dem Rotstift ahndete, darauf aufmerksam gemacht, dass er meinen Namen falsch schreibt. Ich bekam drei Mails zurück, unter anderem die:

„Und wenn Sie sich überhaupt nicht mit ‚K‘ schreiben, es ist mir schönegal:    SOLANGE JEMAND SO EINEN  ……. ABSONDERT, WÜRDE ER AUS  M E I N E M  TEAM  R A U S G E F L O G E N   S E I N !!!!!!! „

Und die: „ist auch völlig schnurzpiepegal, ich will einfach nichts mehr von Ihnen zu Gesicht bekommen, ganz egal, ob mit ‚c‘ oder ohne. Und Leserbriefe bekommt Ihr ‚Organ‘ auch nicht mehr von mir. Jedenfalls nicht, so lange Sie sowas absondern dürfen.“

In diesem speziellen Fall geht der Cui-Bono-Punkt also eindeutig an mich, jeder Spinner, der von sich aus die Zusammenarbeit aufkündigt ist einer weniger (Erzähler: Er sollte sich natürlich nicht an seine Versprechen halten.) Beunruhigt allerdings hat mich, dass ich mich selbst um die Mitgliedschaft in einem Team gebracht zu haben scheine, von dessen Zugehörigkeit ich gar nichts wusste. (Und ich staune über die Zeitform, was ist das, Futur 2 im Konjunktiv? Wenn es nicht so rumpelstilzchenhaft wäre, hätte ich gelacht gehabt.)

Und apropos Rumpelstilzchen, eines noch:

„Mit äußerster Verärgerung, maßloser Empörung und rot beschlagener Brille musste ich zur Kenntnis nehmen, was Sie hier wieder einmal in (angeblich mehr als 30 000-facher Auflage) abgesondert haben bzw. verbreiten durften. Angesichts Ihrer unglaublicher Anmaßung, Ihrer ganz evident unwahren Behauptungen (LÜGENPRESSE) und – ich muss Ihnen das hier einmal sagen – FRECHHEITEN  bleibt mir jetzt nur noch eines:           FREMDSCHÄMEN.“

Und Schämen, da mag ich jetzt gar nicht widersprechen, ist etwas, was diesem Herrn ausnahmsweise gut zu Gesicht stünde. Wegen mir auch mit rot beschlagener Brille.

LaSignorina

4 Kommentare

  1. Oh mein Gott.
    Was für ein… ähm. Aber wahrscheinlich ist jede Reaktion nur weiteres Futter und das beste ist, wenn man das einfach so gut wie möglich ignoriert. Ich hoffe, er hört bald auf.

    • Ich fürchte, da kommt ihm seine gesundheitliche Disposition in die Quere… der hört nicht auf, weil er in seiner eigenen Welt lebt. Ich hab ja ein Ventil hier 🙃

  2. Hierzu möchte ich bemerken, dass ich, also der M.S. aus D. , der Meinung bin, dass dein Artikel damals nicht besser beschreiben konnte, wie denn die Lage in D. tatsächlich ist. Ganz großes Lob! Da kann ein gewisser W.I. aus BL-E. noch so ne rot abgelaufene Brille haben. Ich werde seine Leserbriefe auf jeden Fall NICHT vermissen…

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