Hier sind noch einmal ein paar Impressionen aus dem Atelier – es fügt sich Stück für Stück zusammen. Heute habe ich endlich diese tollen Vintage-Industrial-Style-Stühle vom Dachboden nebenan holen können (und putzen, fragt nicht), sie sind künftig meine Ablage für Bücher. Oder für Besucher. Man wird sehen. 🙂
Ob ich die Spinde wohl noch mit Tafelfarbe streichen soll? Schwarz? Dunkelgrau? Was meint ihr?
Im Treppenhaus liegt ein olfaktorisches Gemisch aus Mörtelstaub, altem Gemäuer, jahrzehntelanger Arbeit und …ja äh… Staub. Die Treppenstufen nach oben knarren leise, das alte Türschloss knackt laut beim Öffnen. Aber ist man mal drin, umfängt einen sofort diese besondere Energie des Loslegenwollens, des Ärmelhochkrempelns, des Schaffens.
Seit drei Jahren wartete mein Atelier auf seinen Bezug, wir haben in dem kleinen, alten Fabrikgebäude alles selbst gemacht und noch viel vor uns. Aber mein Raum ist endlich bezugsfertig, weiße Wände, neue Fenster, neuer Dielenboden, freigelegter Dachbalken.
Ich male seit vielen Jahren (eigentlich schon immer) und hab dafür bisher immer den heimischen Esstisch belagert. Und selbst die Staffelei, die mein Mann mir mal gebaut hat, war irgendwie immer im Weg. Jetzt aber habe ich endlich, endlich eine hellen großzügigen Raum ganz für mich alleine, in dem ich mich austoben kann.
Die Einrichtung haben wir größtenteils geschenkt bekommen oder aus der alten Fabrik übernommen. Dazu gehört ein wunderschöner alter Aktenschrank aus Holz mit dem Flair alter Polizeiruf-München-Folgen, der jetzt meine Bastelpapiervorräte farblich sortiert aufbewahrt, wo früher vermutlich Personalakten lagerten. Außerdem habe ich sämtliche Stoffvorräte, die sich im Lauf eines Bastlerlebens so ansammeln, in einen Spind auf Bügeln aufgehängt. In einem zweiten Spind sind Leinwände untergebracht, zwei weitere sind noch leer.
Überhaupt, leer: Die Büromöbel gab’s geschenkt und so habe ich jetzt zwei riesige Schreibtische, auf denen es sich wunderbar malen lässt. Eigentlich müsste ich sagen, ich hatte mal zwei, weil einen davon sich sofort das Tochterkind gesichert hat, die mich jetzt jedes Mal begleitet und auch nach Herzenslust drauflospinselt. Hab Kinder, haben sie gesagt, sie geben einem so viel, haben sie gesagt… 🙂
Und es ist ja nicht nur so, dass die Kurze meine Farb- und Leinwandvorräte schneller wegmalt, als ich „Skizze“ sagen kann, sie verbringt mittlerweile auch gern Zeit mit Freundinnen im Atelier der Mama und ich gucke den Mäusen beim Malen fasziniert zu, was dabei entsteht, wenn man Kindern einfach mal so machen lässt. Im Übrigen – kurzer Exkurs in Sachen Kindererziehung: Ich bin ja kein großer Freund von Bastelsets und fertigen Bastelanleitungen. Da steht nämlich exakt drin, wie es geht. Und welcher Künstler weiß bitte schon vorher, was am Ende rauskommt, wie langweilig ist das denn. Also haben wir es seit je her so gehandhabt: Farben, Schere, Kleber, Buntpapier, Perlen, Schnur, Pailetten (nie wieder upsi-ist-mir-runtergefallen-Glitzer im hochflorigen Esszimmerteppich, yay!), Acylmaler, Steine, Bänder – you name it, we have it – und einfach machen lassen. In Kindern steckt ungeheure Fantasie und Kreativität und wenn wir Erwachsenen aufhören, sie in Bahnen lenken zu wollen, können sich die kleinsten Kinder schon ausdrücken. Dazu gehört leider unbedingt, dass man sich jegliches, unerwünschtes „mach doch hier mal noch die Ecke weg“ und „wenn das jetzt noch ein bisschen grader wäre“ verkneift. Es sei denn, man wird um Rat gefragt. (And that’s the hardest part.)
Und ich bin übrigens auch völlig sicher, dass selbstbestimmtes Schaffen die Persönlichkeit eines Kindes schon früh entwickelt. Kinder, die ihre Kreativität ausleben dürfen, entdecken auch in anderen Bereichen völlig unbedarft und neugierig ihre Talente. Und ob dann jede Ecke grade war (und ob jede Französisch-Vokabel im Kojunktiv-2 gebildet werden konnte und ob jede Parabelgleichung ausgerechnet werden konnte) ist später völlig uninteressant. (Es sei denn, das Kind möchte Französisch studieren oder Mathematikprofessor werden, aber dann bildet sich auch dieses Talent ebenso früh heraus). Am Ende des Tages zählt, was ein Mensch aus sicher heraus schaffen kann. Mit dieser Basis wird er glücklich werden.
So, jetzt aber zurück zum Atelier. Eigentlich hatte ich vor, den dekorativen Teil fürs Atelier auf Flohmärkten zu finden. Da das gerade nicht funktioniert, warte ich mit der weiteren Einrichtung ab. Ich kann die Leere gut ertragen und warte gerne auf die perfekten Stücke, statt mich mit Kompromissen zufrieden zu geben, die dann nachher zu Dauereinrichtungen werden (weil ja jetzt schon da). Einzig die weiße Kaffeekanne, in der meine Pinsel stecken, ist ein Flohmarktfund, allerdings schon mindestens zwei Jahre alt. Geduld können wir.
Ich warne Euch also gleich mal vor – künftig gibt’s sicher Fotospam aus dem Mekka der Kreativität. Mein kreativer Output ist seit dem Bezug des Ateliers jedenfalls enorm gestiegen. Galerien dieser Welt – mind yourself!
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