Ich
Woran ich merke, dass ich alt werde? Ich bin in der Lage, innerhalb von zwei Minuten im Sitzen beim Fernsehen einzuschlafen. Noch vor zwei Jahren hätte ich mich dazu zumindest hinlegen müssen. Heute reicht es, wenn jemand das Licht dimmt und ich gemütlich sitze und mich anlehnen kann. Zack, Tiefschlaf Lustig wird es, wenn ich mich dagegen zu wehren versuche: Gestern Abend (der Grund, warum es gestern keinen Blogbeitrag gab) schauten wir eine Folge Harry Wild. Eine schrullige Literaturprofessorin, die in ihrem Ruhestand ständig über Leichen stolpert und ihrem Sohn, der eigentlich Polizist ist, die Fälle wegschnappt. An sich eine amüsante Story, aber gestern hielt ich ziemlich genau fünf Minuten durch, dann schlief ich das erste mal ein. Der Moment, in dem mein Kopf zur Seite wegkippt, fühlt sich an, als würde ich von einer Klippe fallen. Jedesmal zucke ich zusammen und bin für ungefähr 30 Sekunden hellwach. In diesen 30 Sekunden schnappe ich einen Serienschnipsel auf. Dann schlafe ich wieder ein, bzw. mache die Augen zu und bilde mir ein, ich könnte der Story ja auch folgen, wenn ich die Dialoge höre. Was, wie wir alle wissen, nie funktioniert. Und so sehe ich irgendwann etwas irritiert den Abspann über den Bildschirm laufen und versuche mir anhand meiner 30-Sekunden-Schnipsel zusammenzureimen, worum es überhaupt ging. Das Positive daran: Wer jede Folge zweimal guckt, hat mehr von der Serie. Aber das ist auch schon alles. Älterwerden ist nix für Weicheier.
Immerhin war ich am Morgen produktiv: Ich habe eine Auftragsarbeit abgeliefert, eine neue Idee ausgeheckt (Kurt und Uschi auf Weltreise, if you know, you know) und die alljährlichen Fotokalender fertig konfiguriert und bestellt.
Sonst so? Wer mich kennt, weiß um meinen Hang zu schönen Schuhen. (Wer hat da Schuhtick gesagt??) Seit Jahren schleiche ich um Sophia-Webster-Sandaletten herum. Wer sie nicht kennt: Sie zeichnen sich durch Schmetterlingsflügel aus, die oberhalb der Ferse flattern. Gestern stolperte ich erneut über die Schuhe, denn offenbar ist grade Sale im Hause Butterfly. Ich scrollte durchs Angebot, klickte diese und jene an und blieb immer wieder an dem Modell mit den goldenen Riemchen und dem orange-schwarzen Schmetterling hängen.
Ich beantwortete also kurz alle wesentlichen Fragen: „Sind die Schuhe praktisch? Nein. Sind sie schlicht? Nein. Kann man damit (auch als durchaus geübte Absatzträgerin) längere Strecken gehen? Nein. Braucht man Schuhe mit einem Schmetterling dran? Äh… nein. Sind sie schön? OH JA.“ Ich beschloss, trotz des eindeutigen Votums für den Kauf, noch eine Nacht drüber zu schlafen. Um sie schließlich heute morgen beim Kaffee zu bestellen.
Ja, es ist unvernünftig. Ja, andere Leute kaufen sich für das Geld viel sinnvollere Dinge. Auf der anderen Seite, wie das Tochterkind im Legoladen neulich manifestierte: „Wenn man sich mit Geld nie was Schönes kauft, ist es ja nur Papier.“ So begann mein Tag also mit einem Herzhüpf-Kauf, ich hoffe, sie passen und kommen heil hier an. Und dann muss es bitte ganz bald Frühling werden, denn ich hab schon tausend Ideen, wie man diese praktischen, dezenten Allround-Schuhe jeden Tag anziehen könnte.
Nachdem das Tochterkind und ich heute die einzigen Esser im Haus waren, kochten wir Kürbiscremesuppe, die der Hausherr nicht mag, ich räumte im Haus rum und heute Nachmittag machten wir uns gemeinsam ans Kulissenmalen für das geplante Theaterstück. Die Hälfte haben wir.
Und weil ich mich so langsam wieder fit fühle aber trotzdem noch vorsichtig bin, wagte ich mich einen Kilometer aufs Laufband. Nach 500 Metern begann ich, loszulassen und es zu genießen. Die Lunge macht keine Zicken, einzig die Waden haben ein bisschen gemeckert. Der Bauch tut nicht weh beim Laufen, auch das war vor zwei Wochen noch anders. Hoffen wir also, dass ich demnächst wieder richtig back on track bin. Am Montag geht’s erstmal endlich wieder boxen. Was freu ich mich!
Die Kurznachrichten des Tages:
Gegessen: Joghurt mit Crunch, zwei Teller Kürbiscremesuppe mit frischem Brot dazu, heute Abend zwei Brote mit „Leberwurst“ (was Veggies halt so essen stattdessen), darauf ein bisschen Camembert und zwei Spiegeleier. Danach einen Apfel. Womöglich noch eine Handvoll Nachos. Der Sport hat mich ja bald wieder.
Gelesen: Bestellbestätigungen und nette Mails
Gesportelt: Ha, ein gejoggter Kilometer
Gefreut über: SCHMETTERLINGSSCHUHE, ich meine, HALLO?!