4/12/23 – Tag 47 und 48 – Vom Stillstand der Zeit, der mühsamem Suche nach dem Schwung und dem Haar, wo es nicht hingehört

Ich

Krank zu sein ist ja wirklich so unnötig wie ein Kropf. Man fühlt sich zu nichts imstande, was mehr Aktionismus fordert, als Teekochen und die Fernbedienung fernzubedienen. Ich habe eine Woche lang mehr oder weniger auf der Couch verbracht. Es gab wirklich nichts zu erzählen, außer Euch hätte der statistische Taschentuchverbrauch interessiert. Fand das aber eher so mittelunterhaltsam. Mittlerweile ist das komplette Haus coronadurchseucht, wir Mädels sind immerhin wieder negativ. Aber so richtig den alten Schwung habe ich noch nicht wieder gefunden. Zwar strukturiert der Stundenplan der Kurzen den Tag (ratet mal, bei wem morgen die erste Stunde ausfällt!), aber ich gehe alles noch wie mit angezogener Handbremse an.

Und wer auch immer einmal das Gerücht der besinnlichen Vorweihnachtszeit in die Welt gesetzt hat, hatte entweder keine Familie oder keinen Job oder kein Leben. Besinnlich finde ich im Moment nämlich noch gar nichts, meine To-Do-Listen werden länger statt kürzer („ach, Du hast doch grad so viel Zeit? JA! NEIN! OOOHH!“) und alles, was ich erledigen wollte, „wenn mal Dezember ist“, ist ungefähr jetzt fällig, weil bereits Dezember ist. (Wie ich im August noch dachte, ich könnte ja gleich mal Weihnachtsgeschenke organisieren und es dann nicht getan habe, weil reicht ja noch im Dezember…) Da hat die Woche Krankenstand irgendwie nicht geholfen.

Ähnliches werden sich auch die Lehrer meiner Tochter gedacht haben, denn wir lernen neben dem Zauber der attributen Adjektive auch die Bestandteile einer Kerzenflamme, Energieflussdiagramme und Englischvokabeln auswendig. AUSWENDIG, um das meiste davon nach getaner (Klassen-)Arbeit wieder zu vergessen. Apropos Kerze: Vor lauter Unbesinnlichkeit haben wir völlig vergessen, am Sonntag die erste Kerze anzuzünden auf unserem spartanischen schwarzen Adventsstern mit den vier cleanen weißen Kerzen. Die ich mit viel Kraft in die vorgesehenen Löcher drücken musste um sie standfest zu bekommen, so dass ihr unteres Ende jetzt aussieht, als hätte eine Maus sie in Form genagt.

Und sonst so? Der Winter hat uns bis über die Ohren mit Schnee eingedeckt, die Landschaft ist in ein dickes, weißes Kleid gehüllt. Optisch ein Traum, mein Lieblingsschrittesammelweg ist allerdings eine ziemliche Eispiste geworden. Heute morgen habe ich beim vorsichtigen Auswildern eine ziemliche Rutschpartie hingelegt. Aber die Stunde an der frischen Luft war gut und wichtig. Meine Boxstunde habe ich schweren Herzens auf kommende Woche verschoben, weil ich noch immer huste und mich nicht hundertprozentig fit fühle. Aber kommt Zeit, kommt Boxhandschuh. Und Besinnlichkeit. Ganz bestimmt.

Die Kurznachrichten des Tages:

Gegessen: Ein griechisches Joghurt mit Banane und Müsli, Spaghetti mit Tomatensoße für mich, mit Bolo für den Rest, zwei Brote mit Paprikaaufstrich und Käse und zwei kleine mit Butter und Honig. Weil endlich wieder guten Hunger, ich habe ruckzuck ein Kilo verloren in der Coronawoche.

Gelesen: Dinge aus dem Schulordner meiner Tochter. Über Biomasse, fossile Energien, Energieflüsse, Kerzenflammen und und und. Ansonsten nicht viel Sinnvolles.

Gesportelt: knapp vier Kilometer Schritte gesammelt, das ist besser als nix.

Gefreut über: Strolch. Das ist die dicke Katze der Klavierlehrerin meiner Tochter, die mich, die ich Katzen sehr skeptisch gegenüberstehe, ein bisschen kuriert hat. Jedesmal, wenn ich im Klavierzimmer sitze und aufs Kind warte, hüpft der getigerte Kater auf meinen Schoß und schaltet seinen Brummton ein. Dass er mir heute ein ultrafeines Katzenhaar hinterlassen hat, das seinen Weg unter meine linke Kontaktlinse gefunden hatte – verziehen. Ich sah nach 10 Minuten Heimfahrt aus wie ein einäugiges Albinokaninchen, aber gut gespült ist halb gewonnen.

LaSignorina