09/11/23 – Tag 23 – Vom Genus, vom Kasus und dem seinem Possesivpronomen

Ich

Ich werde in acht Jahren weniger ein bisschen mein Abitur nochmal machen. Ich weiß noch nicht mit welchem Schwerpunkt, aber das mach ich dann einfach vom Tochterkind abhängig. Heute übte ich schriftlich dividieren, Überschlagsrechnen und Malnehmen, schrieb seitenweise Englischvokabeln ab und überlegte wie man im Satz „Der Rabe Abraxas half der kleinen Hexe“ nach selbiger fragt und welcher Fall das dann ist. (Wem, Dativ). Im Ernst – ich finde es ein bisschen schwierig, dass stundenweise Unterricht ausfällt, man aber gleichzeitig erwartet, dass die Kinder wissen, was ein Genus, der Kasus und das Possesivpronomen sind. Ja, möglicherweise sind die Begriffe im Unterricht gefallen, ich war ja nicht dabei. Vertieft worden sind sie aber mit Sicherheit nicht. Hätte ich heute nicht über zwei Stunden unterstützt und motiviert, erklärt und geholfen, wäre das nix geworden. Es kann natürlich an meinem Kind liegen, ich habe ja nur eins und keinen Vergleich. Ich vermute aber, dass es nicht zuträglich ist, wenn die Kinder tagelang Unterrichtsvertretung haben, die (womöglich fachfremd) halt nach dem Rechten sieht und Arbeitsaufträge weitergibt. Unter qualitativem Unterricht habe ich mir was anderes vorgestellt. Immerhin: Morgen findet der Unterricht stundenmäßig nach Plan statt, inhaltlich gibt’s natürlich wieder Improvisationstheater.

Ich frage mich dennoch, wann sich die Bildungspolitik tatsächlich zum Guten verändert. Wann ausreichend viele Lehrkräfte bereitstehen, wann der Stoff entweder so angepasst ist, dass er in acht Jahren zu einem soliden Abitur führt oder wir zu G9 zurückkehren. Die Vorstellung, dass es 17-jährige (und somit noch immer schulpflichtige) Abiturienten gibt, die über Jahre hinweg mit Binge-Learning (unnützes?) Wissen in sich hineingestopft haben, um es am Tag X abrufen und danach wieder vergessen zu können, macht mich ziemlich ratlos. Ist es das, was wir wirklich brauchen?

Ich bin heute zumindest einfach froh, dass der Tag vorbei ist, der eigentlich total motiviert begann: Ich war fast zwei Stunden beim Sport, nachdem ich das Kind bei der Schule abgeliefert und eingekauft hatte. Ich habe Betten ab- und bezogen und begonnen, den töchterlichen Schrank auszumisten. Und mich nach dem Essen eben in den Stoff der fünften Klasse vertieft. Weil ich noch mit meinem Mann in die Werkstatt fahren musste (also ihm fehlt nix, aber er musste sein Auto holen, höhö), und wir im Feierabendverkehr viel länger gebraucht haben, als erwartet, habe ich meinen Italienischkurs verpasst. Der, das muss an dieser Stelle erwähnt werden – planmäßig stattgefunden hätte. Gnurf.

Die Kurznachrichten des Tages:

Gegessen: Einen halben Proteinriegel, eine Banane, zwei Teller Vollkornspaghetti mit Pilzrahmsoße, ein trockenes Laugenbrötchen, eine Handvoll Gummibärle für die Nerven und ein paar Oliven mit Mandeln.

Gelesen: Englischvokabeln, Matheaufgaben, Deutschaufgaben, waaaahhh…

Gesportelt: 23 Minuten Bodyweighttraining, eine Minute geplankt, 15 Minuten gerudert und 1,7 Kilometer gelaufen zum Abschluss.

Gefreut über: Das gute Gefühl nach dem Sport, die heiße Dusche danach, kleine Erfolge beim Dividieren (also die des Kindes, bei mir geht’s ganz gut)

LaSignorina