Ich
Vor drei oder vier Tagen, in der größten Apfelsafthektik, drückte mein Mann mir zwei Geldscheine in die Hand mit den Worten „nimm mal“. Ich faltete sie zusammen und steckte sie in Ermangelung eines Geldbeutels in meine rechte Hosentasche. Und nahm mir vor, sie abends in den Geldbeutel zu stecken.
Erzähler: Was sie natürlich vergaß.
Als ich das nächste Mal an diese Geldscheine dachte, war es kurz vor drei Uhr nachts, ich saß im Kinderbett, und mir fiel aus heiterem Himmel ein, dass ich die Hose erst in die Waschmaschine und dann in den Trockner gesteckt hatte. Samt dem Inhalt in der rechten Tasche. Als ich sie gestern Morgen aus dem Trockner friemelte, fand ich auch prompt einen zerknitterten aber sauberen Zehn-Euro-Schein. Vom anderen allerdings fehlt jede Spur. Ich bin mir sicher, dass ich zwei Geldscheine in der Hand hatte, der andere lebt jetzt vermutlich in Saus und Braus mit den BH-Bügeln und Socken, die alle an einem besseren Ort sind.
Zwei Dinge geben mir zu denken: Erstens – wohin zum Teufel kann Geld in der Waschmaschine geraten, wenn sich jedes doofe Papiertaschentuch hartnäckig in tausend Fusselklümpchen an alle Kleidungsstücke klebt? Und zweitens – warum fällt mir so ein Umstand völlig aus dem Zusammenhang gerissen nachts um drei ein? Vermutlich hat die Putzkolonne nachts in meinem Hirn gerade den „unbedingt-dran-denken-dass“-Flur gewischt und hat mir diese Erinnerung, da eh wach, einfach in die Hand gedrückt. Und vielleicht habe ich zu oft „Es war einmal der Mensch“ geguckt als Kind. (Ihr seht die behelmte Putzkolonne doch jetzt auch, oder?)
Sonst so? Die Spedition war heute da und hat mein Paket geliefert – ich hatte mir ein Rudergerät bestellt. Der Schachtelgröße nach allerdings habe ich eine römische Galeere mit Paddeln und Ersatzpaddeln, dazu einen Bootssteg, eine Umkleidekabine für die Ruder-Mannschaft und einen aufblasbaren Rhein-Herne-Kanal dazu erstanden. Zum Auspacken bin ich noch nicht gekommen, aber es muss so sein.
Und während die Galeere Schachtel quasi schon den ganzen Tag den Hausflur einnimmt, saß ich in der Redaktion und hatte einen recht normalen Tag, was angesichts der Umstände schon was Gutes ist. Noch zweikommafünf Arbeitstage to go. Dann erobere ich den Rhein-Herne-Kanal.
Die Kurznachrichten des Tages:
Gegessen: Frühstück ist wieder ausgefallen, zu Mittag gab es auf vielfachen Wunsch einer einzelnen Tochter Fischstäbchen, Kartoffeln und Lauchgemüse. Später noch zwei kleine Käse-Laugen-Teilchen und eine halbe Brezeln mit Käse und Gurken.
Gelesen: Texte, auch sehr bedrückende. Lokaljournalismus ist nicht immer Friede-Freude-Kaninchenzüchter, sondern oft auch menschlicher Abgrund auf der Anklagebank.
Gelaufen: 5,3 Kilometer spaziert mit der morgendlichen Spazierbegleitung. Die 10.000-Schritt-Marke ist geknackt heute.
Gefreut über: Eine Whatsapp meiner Tochter, die sich einen Hund wünscht. Aber nicht irgendeinen, sondern einen Tschekrasselterrier. Ja, so hab ich auch geguckt. 🙂 Außerdem, dass sich meine Termine heute so wunderbar gefügt haben. Manchmal hat man einfach einen Lauf.
Geärgert über: Ain’t nobody got time for this.