13/10/23 – Menschliche’s (sic!) zwischen Äpfeln

Ich

Wenn man so wie ich mit Menschen zusammenarbeitet, egal, ob im eigentlichen Beruf oder im Privaten, weiß man, dass Menschen sehr verschieden sind. Man begegnet immer wieder welchen, die völlig anders ticken als man selbst.

Drei Begebenheiten aus einem Tag im Apfelsaftbusiness:

  1. Ein junger Mann war beauftragt worden, den Apfelsaft, der zuvor bei uns gepresst und in Beutel samt Karton abgefüllt worden war, abzuholen. Der Saft stand ordentlich gestapelt auf unserem wirklich breiten Hof auf einer Palette. Der junge Mann stellte sich kurz vor, wir zeigten ihm, welche Palette die seine war und baten ihn, nach dem Einladen mit der Rechnung einfach kurz zu uns zu kommen. Normalerweise schließe ich das Tor, weil es zieht. Heute aber war es so warm, dass der Durchzug gut tat. Und so konnte ich folgendes beobachten: Der junge Mann hob einen Karton (5 Liter) von der Palette, marschierte damit etwa 15 Meter runter von unserem Hof und bog rechts um die Hausecke. Nach einiger Zeit kam er wieder und holte sich den nächsten Karton. Ich schaute dem Spiel eine Weile zu. Nach etwa zehn Minuten hatte er 4 Kartons abgeladen. Irgendwann fasste ich mir ein Herz und fragte ihn, ob er nicht einfach mit dem Auto AUF DEN HOF zur Palette fahren möchte, der Hof sei ja komplett leer. Er guckte mich an, dann die Palette, dann in die Richtung, in der sein Auto hinter dem Hauseck wohl stand, und sagte dann, ehrlich beeindruckt von der Idee: „Ach so. Ja. Dann müsste ich nicht so weit tragen, gell?“ Sprachs und stellte seinen Oldtimer (!) direkt neben die Palette. In zehn weiteren Minuten war der ganze Rest verladen. Man hilft ja gern, aber … äh?!
  2. Ein nicht mehr gar so junger Mann wollte wissen, wie viel Text auf unseren Etiketten wohl Platz hat. Dort steht der Name des Kunden, das MHD, das Abfülldatum, etc. drauf. Ich sagte scherzhaft, dass es für ein Gedicht sicher nicht lange. Er zeigte mir einen Zettel. Gerne hätte er den Familiennamen und darunter die Herkunft und Sorte der Äpfel stehen. Wir probierten am Etikettendrucker, ob es hinhaut. Während ich tippte, sagte Herr Müller (so nennen wir ihn jetzt), „… dann können sie ja ein Apostroph dran machen bei Müllers“. Ich sagte „könnte ich, mach ich aber nicht, denn da gehört keins hin“ und tippte weiter die Apfelsorte ab, die ich noch nie gehört hatte. Wir stellten fest, dass alles wunderbar passt. „So?“ fragte ich und wir guckten gemeinsam auf den Bildschirm. „Ja, aber wenn Sie jetzt noch das Apostroph…“ Sowas triggert mich ja. Ich holte Luft. Und erklärte, möglichst ohne oberlehrerhaft zu klingen (was mir sicher misslang), was ein Genitiv-s ist, und dass es ebenso wenig Müller’s Apfelsaft wie Tom’s Auto oder Peter’s Duden heißt. Der Mann hörte mir interessiert zu. Und dann sagte er: „Ja aber ich mach’s halt immer hin.“ Und ich: „Ja und dann ist das halt schon immer falsch.“ Wortlos guckten wir uns eine gefühlte Ewigkeit an. Wir haben uns dann darauf geeinigt, dass es wegbleibt. (Puh). MAN NENNT DAS DEPPENAPOSTROPH, GOOGLE IT.
  3. Seit Tagen wurmt es mich, dass ich den letzten Kunden für morgen nachmittags um drei ins Terminbuch geschrieben habe. In der irrigen Annahme, der Tag würde sich morgen ohnehin füllen. Stattdessen klaffte bis heute Abend zwischen 13 und 15 Uhr eine gähnende Lücke im Terminkalender, wir würden also zwei Stunden warten müssen, bevor wir Feierabend machen können und mit der Putzerei anfangen können. Ich googelte den Namen und versuchte den Mann anzurufen, aber leider fand ich keinen Eintrag im Telefonbuch, der passen könnte. Nicht mit unserer Vorwahl und auch nicht mit denen aus der plausiblen Umgebung. Und die Nummer hatte ich nicht aufgeschrieben. Heute Abend, als wir uns alle längst in das Schicksal ergeben hatten, klingelte bei uns das Telefon. Just dieser Kunde hakte nach, ob sein Termin um 14 oder 15 Uhr sei, er habe es vergessen. Und ob es nicht eher ginge. Er kommt jetzt kurz nach 12, schließt somit eine viel frühere Lücke und beschert uns einen um zwei Stunden vorverlegten Feierabend. Manchmal muss man einfach Dusel haben. Von wegen, Freitag, der 13. …

Überhaupt, irgendwann, zum 100-jährigen Firmenbestehen, werde ich eine Festschrift zusammenstellen und alle Anekdoten aufschreiben, die wir in den vielen Jahren erlebt haben. Mein Highlight ist immer noch die Dame vor ein paar Jahren, die wissen wollte, wie groß denn die möglichen Gebinde sind. Ich erklärte „es gibt fünf oder zehn Liter.“ Die Dame sagte „Aaaaaha.“ Dann wandte sie sich zum Gehen, drehte sich aber noch einmal um, und fragte: „Und was ist da dann der Unterschied?“ … was sagt man da? „Warten Sie, ich muss es auch kurz erst ausrechnen?“

Die Kurznachrichten des Tages:

Gegessen: Ein Joghurt mit Crunch und Blaubeeren, eine Banane, eine Feige, Flammkuchen mit Räucherlachs und Champignons (einmal frisch, einmal aufgewärmt) und beim ersten Mal dazu einen grünen Salat mit Karotte, Tomate und Gurke. Außerdem einen Powerriegel vom Müslihersteller dessen Name nicht erwähnt werden soll. The one who must not be named. SEIIIIIIIITENBA… aus jetzt.

Gelaufen: Jap, erst 3,8 Kilometer, selbe Hood wie gestern nur ohne Reh, dabei einen Trimmdichpfad entdeckt. Als ich dann am Auto war, fand der innere Monk, dass 3,8 Kilometer eine schlimm ungrade Zahl sind. Also hängte ich noch 1,2 Kilometer dran. Mit deutlich flotterem Tempo. Daheim quälte ich mich noch durch ein Pamela Reif Abs-Video, weil Cardio allein dem Sixpack auch nicht hilft. Aber: Aua.

Gelesen: Auftragszettel. Und Etiketten. You know.

Gefreut über: Dass ich heute den Tipp für eine Zeitungsstory bekommen habe mit dem Zusatz „ist mir lieber, wenn sich die Beste darum kümmert“. Muss bis Montag warten, aber dann!

Geärgert über: Nichts. Es lohnt sich nicht.

LaSignorina