Alter ist nur eine Zahl, von der man sich nun wirklich nicht vorschreiben lassen kann, wie alt man ist. Aber alt aussehen, will man das? In Würde altern, ja. Nichts ist so schön, wie ein reifes Gesicht voller Ausstrahlung und Lachfalten.
Aber das ist nicht alt. Wirklich alt sehen für mich die Menschen aus, die verlernt haben, das Gute zu sehen. Die ihren Alltag „irgendwie“ meistern, die ihre Zeit mit „irgendwas“ verbringen. Denn Jugendlichkeit entsteht durch das Feuer, das in den Menschen brennt, für Dinge, für Aufgaben, fürs Leben, für andere. Wenn alle positive Energie gewichen ist und der Alltag als mühseliger Trott empfunden wird, sieht man das. Nicht umsonst muss man Verantwortung TRAGEN (und tut dies oft in ungesunder Haltung), sie LASTET auf unseren Schultern (und macht sie schief) und die Sorgen graben Falten in unsere Stirn.
Weil ich in den vergangenen Tagen tatsächlich oft gefragt wurde, wie man mit 40 aussieht, wie allerhöchstens Anfang 30 (you know who you are) hab ich drüber nachgedacht, was ich mir denn Gutes tue. Herausgekommen ist das Geheimnis der ewigen Jugend, das ich jetzt ganz exklusiv mit Euch teile. Aber ich warne Euch gleich vorab: Es könnte nicht jedem gefallen.
Denn im Grunde befolge ich ziemlich strikt die Rein-Raus-Regel (nicht was ihr jetzt denkt!): Wo etwas Gutes rauskommen soll, muss zuerst etwas Gutes rein – let’s talk about food!
Seit ich mit entzündetem Darm in der Notaufnahme gelandet bin, achte ich noch viel mehr als früher auf das, was ich esse. Die Regeln sind simpel: Ich esse zu 90 Prozent vegetarisch, ein- bis zweimal in der Woche gibt es aber Fisch. Ich muss mich also nicht zwingen, ausreichend Gemüse zu essen, es ist mein Hauptnahrungsmittel neben Nudeln und Reis natürlich. Ich esse bis auf Fenchel auch wirklich alles gerne, verzichte aber aus Gründen auf Kohl und Linsen.
Mein Tag beginnt mit Joghurt, Obst und Flocken – weil ich nicht abnehmen will und mir Kalorien völlig wurscht sind, gibt’s bei uns fast auschließlich griechischen Joghurt – es ist zwar fettiger als der andere, aber er ist eben auch leckerer. Ich schneide einen Apfel klein oder eine Kiwi, eine Birne oder eine Handvoll Blaubeeren – fertig ist die Portion Obst. Und weil ich wie gesagt nicht päpstlicher als der Ernährungspapst bin, gibt’s schon mal ein paar Löffel Schokomüsli drüber, aber auch alle anderen Haferflocken-Mischungen sind lecker. Es sei denn, sie beinhalten Rosinen. Dann sind sie ein Werk des Teufels und hochtoxisch.
Mittags gibt es wie gesagt Gemüse mit irgendwas. Das kann Ratatouile mit Reis sein, eine Zucchini-Feta-Pfanne, Spinat mit Kartoffeln, Grünkernbolognese mit Spaghetti oder oder oder.
Abends gibt es bei uns dann klassisch kalt, Brot, Brötchen, Tomatensalat, Gurke, sowas eben. Was es nicht niemals nie gibt: Dosenfutter. Das einzige, was ich aus Dosen esse, sind Mais und geschälte Tomaten. Aber weder landen zerkochte Erbsen noch zu Brei gegarte Möhren auf meinem Teller und schon gar keine fertigen Eintöpfe. Das einzige Fertiggericht, was ich jemals gegessen habe, dürfte Lasagne sein. Zu Teenagerzeiten. Ansonsten koche ich immer frisch und so gut wie immer selbst.
Weil ich generell glaube, dass Nahrungsmittel genau so, wie sie in ihrem Urzustand sind, am besten für uns sind. Nicht mit Fertigwürzmischung versetzt, nicht vorgekocht, nicht geschält, eingetütet und mit Trockenfertigsoße versehen. Das mag alles bequem sein, aber gesund ist es nicht. Im Übrigen ist es natürlich bequem, den Fisch in Aluschale, beklebt mit Fett, Würze und Bröseln einfach in den Ofen zu schieben. Aber mal ehrlich – schon allein die Bezeichnung Bordelaise ist ein Fake, denn die Mischung hat rein gar nichts mit der Französischen Bordelaise-Sauce gemein. Ein Stück frischer Lachs mit einer Handvoll Kräutern und Olivenöl, Salz und Pfeffer in einer Auflaufform, umlegt mit kleingeschnittener Paprika, Brokkoli, Champignons, washaltwegmuss, dauert keine 15 Minuten, aber der Geschmack ist sensationell.
Ich bin nicht schleckig, ganz im Gegenteil. Ich bin ein großer Fan der einfachen Küche, allein schon, weil ich nicht die Zeit habe, wie eine ordentliche, schwäbische Hausfrau jeden Tag 2 Stunden in der Küche zu stehen. Kartoffeln, Rührei und Spinat? Wunderbar. Vollkornpasta mit einer schnellen Tomatensoße und Parmesanraspeln? Ich bin dabei.
Aber grundsätzlich will ich einfach möglichst genau überblicken, was da in mir landet, ohne eine ellenlange und zumeist kryptische Zutatenliste entschlüsseln zu müssen. Denn mein Körper ist alles, was ich habe. Meine Energie reicht nur dann für meine vielen Aufgaben aus, wenn ich sie konstant auf einem hohen Level halte. Und das kann ich nur leisten, wenn ich den Motor pflege und mit dem versorge, was er braucht. Du bist, was du isst, davon bin ich absolut überzeugt. Und ich bin eben nicht Bordelaise. Und Du auch nicht.
Wer jetzt ernsthaft behauptet, Fertiggerichte seien billiger, dem sei geraten, die Inhaltsstoffe und die Preise genau zu vergleichen. Viel Gemüse zu essen ist so ziemlich die günstigste Art der Ernährung. Und auch den Zeitfaktor lasse ich nicht wirklich gelten – es gibt mittlerweile unzählige Meal-Prep-Ideen im Netz und in Kochbüchern, wenngleich das Konzept früher einfach Vorkochen genannt und schon von unseren Müttern und Großmüttern praktiziert wurde.
Denn bei allem Zeitdruck stelle ich immer wieder fest – ich empfinde Essen nicht als ein Grundbedürfnis (also schon, aber nicht nur), sondern als einen ganz besonderen Moment des Tages. Wenn ich wirklich keine Zeit habe und in der Redaktion einen Salat nebenbei esse, bin ich abends unausgeglichen. Erstens ist mein innerer Monk auf eine warme Mahlzeit am Tag konditioniert und zweitens, und das ist noch viel schlimmer, finde ich Essen einfach toll und liebe es. The bunter, the better. Und im Übrigen liefert der Buchhändler Eures Vertrauens sicher auch in Corona-Zeiten gerne die neuesten Kochbücher bis zur Haustür. Ausreden lasse ich nicht gelten. Aber ihr wolltet es ja so. 🙂