Ich
Heute wurde mir mehrfach von unterschiedlichen Menschen zu meiner eisernen Disziplin gratuliert. Ich habe heute morgen um kurz nach sieben Kraftübungen gemacht und danach 15 Minuten auf dem Rudergerät verbracht. Weil ich das mit dem Muskelaufbau und dem Sport in meiner Auszeit ganz ernst meine und auch ernst nehme.
Ob das was mit Disziplin zu tun hat? Ich weiß nicht, warum das so ist, aber wenn ich mir selbst ein Ziel setze, dann kann ich einfach nicht anders, als den Weg dorthin zu gehen, so wie ich ihn mir vorgenommen habe. Ich habe vor Jahren mitten in einem Februar beschlossen, 1000 km bis Jahresende zu walken. Ich stellte die Uhr und walkte. Am Silvestermorgen lief ich die letzten 4 Kilometer. Ich kann gar nicht anders. Es ist ja so: Verspricht man einem Kind, dass es ein Eis bekäme, wenn es sein Zimmer aufräumte, dann hält man sich dran, wenn man das Kind nicht in seinem Grundvertrauen erschüttern will. Versprochen ist versprochen und wird auch nicht gebrochen.
Dasselbe gilt für Versprechen, die man sich selbst gibt. Diesen ominösen Schweinehund, der bei manchen Menschen offenbar ständig mitredet, hat man in meinem Bauplan irgendwie vergessen. Klar, manchmal ist es früh, noch dunkel, kalt, schmuddelig. Aber wie übel ist das Gefühl, die Laufrunde geschwänzt zu haben? Dann tausendmal lieber kalt und dunkel. Nicht denken, einfach machen.
Möglicherweise liegt die Kunst auch darin, realistische Ziele zu setzen? Oder sich nichts vorzunehmen, was man nicht auch wirklich möchte? Ich treibe nicht Sport, weil ich glaube, dass es gesund und sinnvoll ist, sondern weil ich mir ganz sicher bin. Insofern ist es Disziplin, Selbstliebe oder Sturheit – wurscht, finde ich – es funktioniert.
Job
Nicht der eigentliche, sondern der im Familienbetrieb: Es hat diesmal fast bis zum Ende der Saison gedauert, bis mir ein alter, weißer Mann erklärt hat, wie ich meinen Job richtig mache. Das geht oft schneller. Dafür sogar schriftlich diesmal mittels ausgedrucktem Infomaterial. Erst wollte er ein selbstgewähltes MHD aufgedruckt haben, die Verantwortung dann per Unterschrift aber nicht selbst tragen. Und wir haben dann alle bereits geklebten Etiketten nochmal neu gedruckt, kostenpflichtig, versteht sich. MENSCHEN.
Ansonsten war der Tag viel anstrengender als gedacht – das Terminbuch sah gar nicht so voll aus, plötzlich wurde es aber immer voller. Was aber auch daran liegen könnte, dass „zwei Zentner“ und „zwei Hänger“ eben ganz grundverschiedene Mengenangaben sind, die, wenn man sie missversteht, zu Engpässen führen können. Wir hatten so spät Feierabend, wie noch nie in diesem Jahr. Aber, Feierabend ist Feierabend.
Die Kurznachrichten des Tages:
Gegessen: Einen halben Becher Hüttenkäse mit Müsliflocken und Banane, ein Eiweißbrot mit Frischkäse und Quäse zwischendurch, zwei Teller Spaghetti mit grünem Pesto und Erbsen, ein halbes Brötchen mit Käse. Ein Lebkuchen für die Nerven und eine Handvoll Nüsse.
Gelesen: Herstellerangaben, Auftragszettel, dies und das.
Gesportelt: 30 Minuten Bodyweight und 15 Minuten Rudern. Eins von beiden hat mir schrecklichen Bauchmuskelkater beschert, Husten, Lachen, um die Kurve fahren – alles tut irgendwie weh. Erstaunlich, wofür man Bauchmuskeln braucht, wenn man sie nicht mal sieht.
Gefreut über: Ein Kind, das gelöst und lachend von der Schule kommt, wo es heute eine Deutscharbeit geschrieben hat.
Geärgert über: Den Virus im Haus, der sich nun wohl auch in meinem Hals einnistet. Morgen ist Ruhetag angesagt – zu wissen, wann das Priorität hat, ist wohl auch ein Teil der Disziplin.