Ich
Liebes Tagebuch, heute war ein sehr langer Tag. Er war eingerahmt von zwei Terminen, auf die ich so mittelmäßig viel (aka keine) Lust hatte. Nämlich morgens um neun mit einem ohne mein Zutun anberaumten Gespräch, dessen Sinnhaftigkeit ich nicht abschließend beurteilen möchte (und währenddessen ich auch nichts gesagt habe, wegen weil) und abends mit einem Elternabend, der um neun endete. Beides hatte ich mir nicht ausgesucht (und mich nicht freiwillig gemeldet, macht man halt trotzdem), der Elternabend aber war inhaltlich erkenntnisreich. Ich mag die Lehrerin jetzt schon, weil ich gut mit pragmatischen Menschen kann, die nix unnötig in die Länge ziehen. Und ich mag die Schule nach wie vor, auch wenn sie, verglichen mit der Bullerbü-Grundschule auf dem Dorf, eine bildungstechnische Großstadt ist. Es wird vermutlich noch ein paar Wochen ruckeln, bis alles rund läuft, aber dann sehe ich dem ganzen positiv entgegen. Die Wissenstandskontrolle, die in Sachen Lesen und Leseverständnis geschrieben wurde, ist jedenfalls optimal ausgefallen. Den Rest kriegen wir auch noch hin. Sind ja nur noch acht Jahre weniger vier Wochen.
Job
Der Rest zwischen Krisengespräch und Elternabend war damit ausgefüllt, mit dem Mail-Server zu streiten, der plötzlich fand, ich bräuchte keinen Zugang mehr zu dienstlichen Mails. Und müsse stattdessen ein Passwort eingeben. Das Passwort eingeben. Das Passwort bitte. Ihr Passwort. Jetzt. Noch einmal. Ein Passwort. PASSWORT. Oh, Ihr Konto ist gesperrt, bitte versuchen Sie es später noch einmal.
Weil wir ja keine kleine Klitsche mehr sind, sondern ein moderner Großkonzern und ich ja nicht mehr einfach die hauseigene IT anrufen kann, die ein Stockwerk unter mir sitzt, schrieb ich ein Ticket, das ein ITler etwa 100 Kilometer entfernt lesen, verstehen und bearbeiten muss, der es dann an den ITler schickt, der ein Stockwerk unter mir sitzt. Und dieser geht dann, vollumfänglich beauftragt und autorisiert vom 100km-Kollegen, die Treppe hoch, um mein Problem zu lösen. Ist alles viel effizienter und konzerniger, als wenn ich einfach zum Telefon griffe, um im Stockwerk unter mir … egal.
Nun, ich habe die Regeln nicht gemacht. Ich schickte also ein Ticket per E-Mail, in dem ich beschrieb, dass ich Probleme mit dem Mailserver habe. Hihi. Es dauerte – wenig überraschend – den ganzen Tag … und ich bekam keine Antwort. In der Zeit, in der ich allerdings unbehelligt von geschriebenen Zwischenrufen bleib, entstand ein ausführlicher Artikel eines Politikers, der neulich Redaktionsgast war. Es hat ja schon auch sein Gutes, wenn einen keiner stört. Am späten Nachmittag wagte ich dann aber doch den Regelverstoß und rief selbsttätig (!) ohne Ticket (!) in der hauseigenen IT an. Stellte sich heraus, dass der Kollege nichts von meinem Problem wusste, es aber innerhalb von zehn Minuten beheben konnte. Per Teamviewer, weil nicht mal Treppe hoch nötig und so … aber modern sind wir. Ansonsten gebe ich zu, dass mir der alltägliche Unbill angesichts meiner Auszeit gerade etwas am A… sagen wir, es tangiert mich nicht mehr so, dass es Auswirkungen auf meinen Blutdruck und meine Nachtruhe hätte. Was ich außerordentlich begrüße. Aint‘ nobody got time for bullshit.
Die Kurznachrichten des Tages:
Gegessen: Eine Banane, einen (ungewaschenen! Weil ein Versehen! Ich werde sterben!!) Apfel, einen großen, duftenden Teller Penne mit Tomaten-Mozzarella-Soße inklusive Käselangziehfäden und heute Abend ein Schokomüsli mit Blaubeeren, weil zu kaputt für Brot-Schmier-Aktionen. Und zwischendurch zwei Haribo-Regenbogen-Schlangen.
Gelaufen: Die 3,4 km Hunderunde ohne Hund in mentaler Vorbereitung auf den 9-Uhr-Termin.
Gelesen: Eigene Texte, ein Stück Zeitung, Elterninfos.
Gefreut über: Pragmatische Menschen, die beste Mittagessens-Crew (ich lieb Euch von Herzen, ihr wisst wer ihr seid), das beste Mittagessen, die Sonne, das Ende des Tages.
Geärgert über: Lassen wir’s.