Mailand steckt auf den ersten Blick nicht so sehr voller kunstgeschichtlicher Denkmale wie Rom, hat nicht den manchmal morbiden Charme Palermos. Mailand ist sehr speziell und eine meiner Lieblingsstädte, wenn es um schnell-mal-hin geht.
Il Duomo
Wer noch nie in Mailand war, muss natürlich als allererstes den unfassbar schönen, in Marmor gehüllten Dom gesehen haben. An dem führt kein Weg vorbei, das beweisen die Touristenmassen, die auch im Vorfrühling il duomo bevölkern, eigentlich la Basilica cattedrale metropolitana di Santa Maria Nascente. Wir haben es auch diesmal nicht geschafft, das Dach zu besichtigen, einerseits, weil uns die Warteschlange abgeschreckt hat (weil keiner vor zwei Wochen das mit Corona so Ernst nahm), andererseits, weil mein Mann mit der Höhe nicht gut kann. Bleibt also auf meiner to-do-Liste für Milano.
La Galeria Vittorio Emanuele
Direkt neben dem Dom führt ein opulentes Tor direkt hinein in die wohl schönste Einkaufspassage der Welt. Mosaikböden und Stuck an den Wänden, ein Glasdach, das sich über die vier Gänge wölbt und in der Mitte zu einer Kuppel wird – die Galeria ist wirklich ein architektonisches Glanzstück und Heimat zahlreicher Luxusmarken und Flagstores.
Selbst wenn man dort nichts kauft, lohnt sich der Bummel durch die Galeria, die den Domplatz mit der Scala verbindet.
Der Mailänder Monumental-Friedhof, Cimitero Monumentale
Man muss nicht besonders morbid veranlagt sein, um diesen Friedhof zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt zu zählen. Denn die Gräber sind nicht das, was wir von unseren Friedhöfen kennen, sie sind sakrale Bauten, richtige Kunstwerke. Viele von ihnen übersteigen bei weitem die Größe und Opulenz hiesiger Friedhofskapellen. Eines der berühmtesten Gräber ist das von Davide Campari: Es stellt das letzte Abendmahl dar mit überlebensgroßen Bronzefiguren.
Brera-Viertel
Eines der schönsten Viertel Mailands ist für mich das elegante Brera-Viertel. Enge Gassen, gepflegte Fassaden und schöne (wenngleich sehr exklusive) Schaufenster laden zum Bummeln und zu einem caffè in der Sonne ein. Und wenn ich mal alt bin, also richtig alt, dann ziehe ich nach Mailand und werde einer dieser eleganten Ü80-Jährigen, die im dunkelblauen Twinset mit Goldknöpfen, Stoffhose , Lackballerinas und riesiger, getönter Sonnenbrille durchs Breraviertel flanieren und über die Touristen nur den ondulierten Kopf schütteln. Stay tuned.
Navigli-Viertel
Wer Lust hat, sich ins Getümmel zu stürzen, ist vor allem am Wochenende im Kanalviertel Navigli gut aufgehoben. Ein Restaurant reiht sich ans andere, hin und wieder unterbrochen von einer kleinen Galerie oder einem Kunsthandwerksgeschäft. Wir haben alle unsere Unternehmungen mit der Metro angefahren, die vier Linien decken den Innenstadtbereich gut ab und der Takt ist mit zwei Minuten Wartezeit absolut perfekt.
Milano-Funfacts
Funfact I: Mit meinem Mann war ich zum ersten Mal in Mailand, im Jahr davor war ich allerdings schon mit meiner Mama dort. Dabei hatten wir ganz in der Nähe unseres Hotels eine Pizzeria aufgetan, die die unglaublichste, köstlichste Milaneser Pizza serviert. Ich wollte mit meinem Mann also unbedingt dorthin. Nun hat sich mein Orientierungssinn im Lauf der Jahre durchaus etwas gebessert, möchte ich sagen. Nur hilft einem das nichts, wenn man sich in der falschen Straße wähnt. Während ich also immer aus dem Hotelzimmer aufs vermeintliche Zentrum der Stadt schaute, lag das Zentrum tatsächlich 90 Grad weiter links. Möglicherweise war das auch der Grund, weswegen ich bei google maps ratlos Bilder aller möglicher Pizzerien betrachtete, die (eben nicht) in der Straße am Hotel lagen. Als mir am letzten Tag dann endlich einleuchtete, worin der Unterschied zwischen theoretisch Recht haben und praktisch daneben liegen liegt, haben wir die Pizzeria gefunden. Für alle Zeiten und für mich zum Nachlesen: Sie heißt La Bottega della Pizza con Piccola Cucina und befindet sich in der Via Bruno Buozzi, 102, 20099 Sesto San Giovanni. Google maps ist Euer Freund und das hier ist ein Serviceblog, bittedankegerngeschehen.
Funfact II: Seit Wochen lerne ich eifrig italienisch. Mit meinem „vorremmo pagare“ habe ich jedesmal zuverlässig den Kellner in Gang gesetzt, uns die Rechnung zu bringen. Beim Bezahlen an der Restaurantkasse konnte ich auf die Frage nach dem Tisch zuverlässig unseren Sitzplatz benennen und selbst als die zierliche, dunkelblonde Chefin des Ladens in irrem Tempo runterratterte, was wir alle gegessen und getrunken hatten, kam ich noch mit. Erst als sie mir dann den Betrag nannte und ich eine Sekunde überlegen musste, funkte mein Mann auf deutsch dazwischen und outete uns als Touris. Jedesmal. Aber immerhin hat er keine Gnotschis bestellt.
Funfact III: Wir sind mitten in die Milano Fashion Week geraten und ich war SO kurz davor, im Mini, mit zweierlei Socken in Higheels und dem Hotelbademantel an den Fotografen entlang zu flanieren, die alles geknipst haben, was irgendwie skurril und nach Fashion aussah. Dann fiel mir ein, dass es im Hotel gar keine Bademäntel gibt. Wie meine Modelkarriere endete, bevor sie begann, danke für nichts.
So. Jetzt warten wir alle, bis Corona durch ist und dann kommt Mailand wieder auf die Liste der Sehnsuchtsorte. (Vermutlich wäre die Schlange zum Domdach jetzt nicht so lang, na, wer traut sich? 😉 )