Ich
Ich hab’s gefühlt. Ich hab’s endlich wieder gefühlt. Als ich morgens die Augen aufmachte, wusste ich, heute ist ein Lauftag. (Laufen im Sinne von joggen, nicht im schwäbischen Sinne von ein-Bein-vors-andere). Ich setzte die Kurze an der Schule ab und parkte mitten in der Stadt. Denn ich wollte immer schon mal morgens, bevor die Stadt so richtig wach ist, an Schaufenstern vorbei laufen. Fun Fact: Bevor ich mit dem Joggen begonnen habe, hat mich über viele Jahre hinweg ein Traum begleitet, der sich im Abstand von einem halben Jahr etwa wiederholte. Ich sah mich joggend in einer Stadt an einem frühen Morgen, es war noch dunkel. Leichtfüßig umrundete ich Pfützen auf Kopfsteinpflaster, offensichtlich hatte es in der Nacht geregnet. Die Luft war frisch und kühl, ich joggte an einer Bushaltestelle vorbei, an der eine ältere Dame auf der Bank sah und mich anlächelte. Das war’s. Diese Sequenz habe ich etliche Male geträumt, immer genau so. Seit ich tatsächlich angefangen habe zu joggen, ist der Traum nie wieder aufgetaucht. It’s Magic.
Höchste Zeit also, tatsächlich mal durch die Stadt zu laufen, wenngleich ich keine Bushaltestelle mit älterer Dame gefunden hab, aber sei’s drum. Ich lief also los im morgendlichen Dunkel (natürlich mit bunten Farben und Reflektorstreifen versehen, will ja nicht sterben dabei) und war völlig geflasht von der Strecke. Sie ist mir vertraut und doch neu, ein Weg zieht sich seit der Gartenschau wie ein ebenmäßiges Band durch die Stadt. Ich lief nicht schnell, zu groß war mein inneres Aaah und Oooh, denn man erlebt eine Stadt laufend ganz anders als spazierengehend oder bummelnd. Ich grüßte Passanten und Omis mit Hund und freute mich, dass ich laufen kann. Nach vier Kilometern hatte ich das Auto wieder erreicht. Und weil ich Schwimmsachen im Kofferraum hatte und REIN ZUFÄLLIG am Hallenbad stand, nutzte ich die Chance und setzte noch einen Schwimmkilometer drauf. Vielleicht steckte auch ein überambitionierter Masterplan dahinter, wer weiß das schon. Manchmal muss man’s einfach übertreiben. Und immerhin: Geduscht war ich dann auch gleich.
Nach derartigen Höchstleistungen hatte ich daheim angekommen (das Auto war SOFORT innen komplett beschlagen, wer läuft, schwimmt und dann heiß duscht, spart sich die Heizung, Pro-Tipp, bittedanke) erstmal Kohldampf und brutzelte Rühreier. Ich hatte quasi auf alles Appetit, was sich im Kühlschrank befand, aber ich entschied mich letztlich für ein belegtes Brot, die Rühreier, eine Paprika und einen Apfel. Und dann entschied ich mich für Couch und ich bin ehrlich – sie hielt mich fast den Rest des Tages fest im Griff. Und jedesmal, wenn ich aufstand, spürte ich meinen Körper. Muskelkater, Alterszipperlein, ich will es nicht genau wissen.
Apropos Griff: Uns hat zur Zeit der Solar-Telefonterror im Griff. Den ganzen Tag rufen Milans, Katharinas und Thorbens an und wollen mir Beratung zum Thema Photovoltaik angedeihen lassen. Nix gegen Solarenergie, aber ich möchte nicht unaufgefordert jeden Tag zehnmal angerufen werden, das ist Kaltaquise, lasst den Scheiß. Da übt man stundenlang linke und rechte Aufwärtshaken und dann belästigt einen die Welt durchs Telefon. (Übrigens: Algorithmen sind ja schon ne lustige Sache. Womöglich habe ich den Begriff „Boxen“ in letzter Zeit ein paar mal in mein Handy getippt. Gestern wurden mir dann Mini-Boxhandschuhe mit weihnachtlichen Motiven als Christbaumschmuck angepriesen. Hau-ly Night.)
Und sonst so? Meine Schmetterlingsschuhe habe UK verlassen und sind jetzt in Nederlands. Seit zwei Tagen. Liebe Holländer, rückt sie raus. Wenn Holland demnächst im Meer untergeht, braucht dort keiner offene Sandaletten. (Ok, das war böse.) Ich bin einfach so gespannt…
Die Kurznachrichten des Tages:
Gegessen: Wie erwähnt ein üppiges Frühstück, danach Gnocchi mit Zucchini-Tomatensoße, abends den Rest. Und einen halben Lebkuchen und den Inhalt des süßen Adventskalenders.
Gelesen: Nichts Relevantes
Gesportelt: 4km gelaufen, 1km geschwommen.
Gefreut über: Die schöne Laufstrecke entdeckt zu haben, dass der Schwimmkilometer danach noch so locker ging, das heiße Wasser im Außenbecken, zwei Körbe erledigte Wäsche, nichts Großes, aber es sind ja eh die Kleinigkeiten …