6/12/23 – Tag 50 – Vom Nikolaus, der Rute und warum manchmal nur noch Tiefkühlpizza hilft

Ich

Es gibt Tage, die man sich aus der falschen Kiste geholt hat. Aus der mit dem Totenkopf drauf, aus dem Giftschrank. Der Nikolaustag war so einer. Eigentlich begann er ganz harmonisch – das Kind glaubt immer noch so ein bisschen an den Nikolaus, jedenfalls traut sie mir, die ich morgens zombiegleich mit zerzausten Haaren beim Kaffee in der Küche sitze, nicht zu, dass ICH es gewesen sein könnte, die schon Stiefel befüllt hat. Also muss es ja irgendwas Magisches sein. In meinem Stiefel war nichts (sie hatte ihn trotzdem für mich vor die Tür gestellt, man weiß ja nie), und das, obwohl sie so eine nette Karte daran gehängt hatte: „Lieber Nikolaus, Mama kann zwar nerfig sein, aber sie ist die beste.“ Nun.

Nachdem ich die Lütte zur Schule gefahren hatte (unser agreement jetzt – lieber fahre ich zehn Minuten als dass ich uns um zehn vor sieben (!) aus dem Haus hetze durch die Nacht zur Bushaltestelle… den Stress sparen wir uns), hatte ich Lust auf ein bisschen Bewegung. Weil es aber immer noch klapperkalt ist und mich die kalte Luft zum Husten bringt wie eine Aussätzige, beschloss ich, auf dem Laufband zu spazieren. Nach knapp 3km wollte ich Pause machen und fand dann die Motivation nicht mehr zum Weitermachen. Was soll’s. Das eigentliche Drama begann jedoch am Nachmittag, als ich versuchte, dem Tochterkind nahe zu bringen, dass es Zeit fürs Lernen ist. Ich habe motiviert und gelobt, an die Vernunft appelliert, gebeten und geködert, irgendwann angeordnet und verdonnert und am Ende waren wir beide mit den Nerven völlig am Ende: Ich, weil ich das Gefühl hatte, ich rede mit einer Wand, und die Wand, weil die Mutter zwar Recht hatte aber halt unfassbar „nerfig“ ist. Ich lamentierte und wütete, drohte und bettelte, sie giftete und stampfte mit den Füßen, kreischte und heulte. Und am Ende flogen Ordner. „IMMER MUSS ICH ALLES!“, hörte ich noch, bevor die Tür zukrachte. Das war für mich einer der Schlüsselsätze, neben „Ich weiß doch selber nicht, warum ich grad so bockig bin.“ Hallo Pubertät, komm rein. Mit Dir haben wir insgeheim gerechnet, aber mach’s dir nicht allzu gemütlich, Du bist ein anstrengender Gast. Erkenntnis: Nein, meine Geduld ist nicht unendlich. Und nein, nicht immer verhalte ich mich pädagogisch sinnvoll, manchmal bin ich impulsiv und verliere die Nerven. Auch Mütter sind nur Menschen. Ich hatte fairerweise auch nix im Nikolausstiefel, will’s nur noch mal erwähnt haben. 🙂 Was natürlich nichts daran ändert, dass ich mein Kind mehr liebe als irgendwas anderes auf der Welt und bereit bin, jeden Kampf, der nötig ist, mit ihr und für sie auszufechten.

Nach allem Gegifte lagen wir uns in den Armen und die Welt war wieder in Ordnung, wir fuhren in den nächsten Supermarkt, kauften Tiefkühlpizza und versicherten uns kurz darauf mampfend mit vollen Backen, dass wir sowas beide völlig doof und unnötig finden (also zu streiten, die Pizza war durchaus nötig) und morgen ein neuer Tag ist. Ich lag eine Stunde später auf dem Sofa und schlief. Als nächstes kommen Englischvokabeln. Ich setze den Helm auf und denke an die Macht der Pizza.

Die Kurznachrichten des Tages:

Gegessen: Griechisches Joghurt mit Banane, Blaubeeren, Beeren-Müsli, Maultaschen in Tomatensoße, TK-Pizza mit Gemüse und Käse

Gelesen: Schulaufgaben, Arbeitsblätter, nichts, was Spaß macht.

Gesportelt: 2,8 km auf dem Band spaziert. Bin noch vorsichtig nach Corona.

Gefreut über: Die Versöhnung am Ende des Tages und die Pizza. Ain’t nobody got time for Zank und Zoff.

LaSignorina