7/10/23 – Vom langsamen Vorankommen und ungewollten Duschen

Ich

Dass leidige Dinge gefühlt ewig dauern und kein Ende nehmen wollen, kennen wir alle. Als ich heute in mein Apfelsaftuniversum abgetaucht war und Liter um Liter, Beutel um Beutel befüllte im monotonen selben Bewegungsablauf, dachte ich über die Energie nach, die hinter meinem Tun steckt. Denn immer, wenn ich kurz glaubte, auf dem Laufenden zu sein, bekam ich ein neues Fass herangeschoben. Mal kleine Mengen (50 Liter sind für den Apfelsafttrinker vielleicht viel, für den Apfelsaftabfüller geradezu lächerlich wenig), mal mehrere hundert Liter auf einmal.

So öde ich es zwischendurch fand – ist nicht das ganze Leben eine Abfolge von Tagen, die sich ja doch immer wieder ähneln? Ist zwischen Montag und Sonntag, zwischen Januar und Dezember, nicht ganz oft durchhalten und dranbleiben angesagt? Mit jeder Tüte, die in einen Karton rutschte und auf die Palette neben mir wanderte, arbeitete ich mich dem Feierabend entgegen. Und wenn man morgens noch glaubt, niemals fertig zu werden, zieht man doch jeden Tag einmal das Wasser vom Boden, stellt den Schieber in die Ecke und macht das Licht aus. Die Frage ist nur, wie man sich zwischen Liter 1 und Liter xtausend, zwischen Montag und Sonntag, Januar und Dezember dabei fühlt. Ob man sich über die Umstände ärgern will oder ob man Sinn findet in dem, was man tut.

Ich habe mich heute immer wieder ermahnt, dran zu denken, warum ich diese Sparte des Betriebs einmal geschaffen habe (weswegen sie jetzt auch an mir hängt) und dass die Gründe dafür nach wie vor dieselben guten sind. (Sogar, als ich beim Putzen zum xten Mal eine Dusche aus dem Schlauch abbekam und irgendwann mit nassen Ärmeln und Hosenbeinen und triefendem Gesicht dastand, weil mir die Kraft fehlt, den Reinigungsball mit Wasserdruck durch die Schläuche zu schieben. Das Wasser sucht sich immer den falschen Weg.)

Und so freute ich mich heute ganz bewusst über wirklich nette Kundschaft, mit der das Plaudern Spaß machte. Über die Anerkennung, die viele heute äußerten. Und am Ende nahm ich dann sogar noch alle Chuzpe zusammen und holte vier 600-kg Obstkisten mit dem Hubwagen von fremden Hängern herunter, ganz ohne fremdes Eigentum zu demolieren. Eigenes übrigens auch nicht. Als ich einem Kunden erklärte, ich käme zwischen seinem SUV und der Hauswand mit meiner Stapelgabel schon durch, andernfalls sei ich versichert, entglitt ihm ganz kurz das Gesicht. Aber erstens kam ich wirklich durch, zweitens bin ich wirklich versichert und drittens muss man mich nicht immer ernst nehmen, ich tu’s ja selbst nicht. Aber sein Gesicht war gut.

Ein Tag also, den ich müde aber ziemlich zufrieden beschließe.

Die Kurznachrichten des Tages:

Gegessen: Ein Müsli mit Kokos und Blaubeeren bei der Arbeit, eine Banane, ein Brötchen mit Käse aus der Hand, ebenso eine Butterbrezel, einen Haferriegel und weil die Stimme der Vernunft zu mir gesprochen hat, habe ich mir heute Abend noch 400 Gramm TK-Gemüse mit Curry-Kokos-Soße gekocht und zu einer Nudelpfanne verarbeitet. Etwas Warmes braucht der Mensch.

Gelesen: Nichts außer Auftragszetteln.

Gelaufen: Gefühlt viel, tatsächlich sagt der Schrittzähler knapp 7 Kilometer in gut 10.000 Schritten. Nur mein Radius war sehr klein.

Gefreut über: Eigenes Können, nette Menschen, meine Badewanne heute Abend

Geärgert über: Jammern auf hohem Niveau – aber das ungewöhnlich schöne Herbstwetter hätte ich heute lieber für eine Wanderung genutzt. Aber manchmal kann man sich’s nicht aussuchen.

LaSignorina